Mittekill – Phantom Club

In Reviews von Wolf

Friedrich Greilings Projekt Mittekill hat schon viele Phasen durchwandelt. Anfangs als Elektro-Duo, dann alleine mit der Klampfe, zuletzt als kleine Big Band mit fetter Bläsergruppe. Zwischendurch schreibt er Musik fürs Theater oder produziert für andere, wie gerade das aktuelle Knarf-Rellöm-Album „Kritik der Leistungsgesellschaft“. Ebenso wie bei Knarf sind auch bei Mittekill die Songs mit der Zeit politischer und kritischer geworden, dieser Richtung folgend ist die neue Platte eine Fortentwicklung, wie auch ein Rückschritt.

Muskalisch geht es nämlich eher wieder in Richtung der, vielleicht auch etwas rumpeligen, elektronischen Anfänge. Inhaltlich schließt das Album dafür nahtlos an den 2016er-Vorgänger an, den man fast schon als Konzeptalbum zum Thema Flüchtlingskrise sehen kann. Erweitert um die gesellschaftlichen Abgründe, die sich durch die Corona-Pandemie aufgetan haben. Wo Greiling bei der letzten Platte der Situation noch fassunglos und konsterniert gegenüber stand, hat er jetzt die Schnauze voll und Bock, jemandem auf die selbige zu hauen. Ob düster schleichend oder krachend nach vorne, die Songs vermitteln alle eine akute Dringlichkeit und Energie, die das Bild des „am Abgrund Stehens“ deutlich macht.

Aber es gibt ja auch noch die kleinen (oder größeren) Freuden des Alltags. Auch diese werden auf der Platte nicht ausgelassen und durch witzige Songs über Goldfunde im Garten, innovative Sichten auf das Kapital oder die (nur auf der limitierten Vinyl-Edition erhältlichen) Vokal-Version von „Distinktion“ in Erinnerung gerufen. Und auch in den ernsten Tracks finden sich immer wieder kleine Augenzwinkern, die es niemals dröge oder überambitioniert wirken lassen.

Genau die richtige Platte zur richtigen Zeit!

Tracklisting

  1. Pads
  2. Die Leute aus dem Internet
  3. Angst vor der Polizei
  4. Moral Ich
  5. FOAD
  6. Dohlengarten
  7. Civil War
  8. Are You Stressed
  9. Distinktion
  10. In A House On A Hill In A Forest
  11. Wenn ich sag ich denk
  12. Words
  13. Don’t Trust The Summer
  14. Abfuckprämie
  15. Superpatt