Stella Donnelly – Flood

In Reviews von Eric

Was gemeinhin als Rentnerhobby gilt, entdeckte Stella Donnelly schon in ihren Zwanzigern: Vögel beobachten (auf dem Cover sind übrigens Stelzenläufer zu sehen). Während sie also in den Regenwäldern ihrer Heimat Australien die Piepmätze anguckte, konnte sie „das Gefühl verlieren, dass irgendjemand auf mich reagiert. Ich vergaß, wer ich als Musikerin war und es war eine überwältigende Erfahrung, einfach nur zu sein, mein kleines Ich zu sein.“ Aus der Verbindung mit diesem kleinen Ich zog sie Inspiration und schrieb viele Songs, aus denen sich ihr zweites Album „Flood“ entwickelte.

Daher geht es auf der LP nicht um Vögel, sondern vor allem um zwischenmenschliche Beziehungen und Dynamiken – familiäre, romantische, platonische. Wer beim Debütalbum zugehört hat weiß, dass dabei eher weniger schöne Geschichten herauskommen – „Underwater“ dreht sich um eine gewalttätige Beziehung, „Oh My My My“ berichtet vom Tod ihrer Großmutter. Donnelly erzählt aus wechselnden lyrischen Ichs heraus Stories alltägliche Interaktionen, die aber eine größere Wahrheit mitteilen. Ihre Kunst ist es, das Allgemeingültige im Gewöhnlichen zu finden.

Im Gegensatz zum Erstling setzt die Songschreiberin weniger auf die E-Gitarre, die die Wut vieler Songs auch mal krachig transportierte, sondern mehr aufs Klavier, wodurch die Stücke einen introspektiven Eindruck machen. Ihr Indie-Pop wirkt auch nicht so unmittelbar wie noch auf dem Debüt, sondern fließt und gluckert hin und her, vor und zurück wie Wasser (Wasser ist ein wiederkehrendes Motiv der Lieder). The Cardigans, The Go-Betweens oder Belle & Sebastian lassen sich als Sound-Referenzen heranziehen. Dass Stella Donnelly im abschließenden „Cold“ plötzlich üppig-glamourös klingt, setzt den perfekten Schlusspunkt unter ein sehr lohnendes Album.

Tracklisting

  1. Lungs
  2. How Was Your Day?
  3. Restricted Account
  4. Underwater
  5. Medals
  6. Move Me
  7. Flood
  8. This Week
  9. Oh My My My
  10. Morning Silence
  11. Cold