Alvvays – Blue Rev

In Reviews von Eric

Eigentlich wollten sich Alvvays keine fünf Jahre Zeit lassen, um den Nachfolger für „Antisocialites“ vorzulegen. Neben einer ausgedehnten Tour und Corona-Lockdowns kamen dem charmantesten Schreibfehler im kanadischen Indie-Pop u.a. eine Band-Umbesetzung, ein Einbruch, bei dem Demos gestohlen wurden, und ein Rohrbruch, der viel Equipment zerstörte, dazwischen.

Mit dieser Hintergrundgeschichte kein Wunder, dass das Quintett aus Toronto auch mal (musikalisch) Dampf ablassen muss und im Opener „Pharmacist“ ungewöhnlich laut klingt, inklusive eines verzerrten Gitarrensolos. Auch bei „Many Mirrors“ wird es kakophonisch laut, aber Alvvays erweitern ihren lieblichen Rumpel-Klang, der prägnant-hallig und 60s-inspiriert ist, noch um weitere Sounds, etwa die Orgel bei „Fourth Figure“. Produzent Shawn Everett verlieh den Songs im Studio noch Textur und Tiefe, so dass ihre dritte LP so dicht und reichhaltig klingt wie noch nie.

Sängerin Molly Rankin trägt dazu mit einer Mischung aus Emotionalität und Kühle ihre Texte vor, die sich mit der eigenen Vergangenheit auf dem Land und mittels verschiedener Protagonist*innen auch mit den Entwicklungsmöglichkeiten als junger Erwachsener in einer unsicheren Welt beschäftigen. In „Easy On Your Own?“ heißt es etwa: „I dropped out, college education’s a dull knife if you don’t believe in the lettered life.“ Oder später, deutlich plakativer: „Bored in Bristol, always waiting.“

Die fünf Jahre Warten auf das neue Album von Alvvays haben sich gelohnt.

Tracklisting

  1. Pharmacist
  2. Easy On Your Own?
  3. After The Earthquake
  4. Tom Verlaine
  5. Pressed
  6. Many Mirrors
  7. Very Online Guy
  8. Velveteen
  9. Tile By Tile
  10. Pomeranian Spinster
  11. Belinda Says
  12. Bored In Bristol
  13. Lottery Noises
  14. Fourth Figure