Unkle – The Road Part 1

In Reviews von Eric

James Lavelle ist ein wahrer künstlerischer Tausendsassa: Labelmacher bei Mo‘ Wax, das nicht nur Musik, sondern auch Street Art im Repertoire hatte; Kurator von Ausstellungen, u.a. „Daydreaming With Stanley Kubrick“ im Somerset House; und nicht zuletzt selbst Musiker in seinem Projekt Unkle, für das er in den gut 20 Jahren seines Bestehens schon so illustre Gäste wie Thom Yorke, Richard Ashcroft oder Ian Brown gewinnen konnte.

Auch für die inzwischen fünfte Unkle-LP konnte Lavelle wieder einige interessante Partner finden, wie ESKA, Keaton Henson, Liela und Mark Lanegan. „The Road Part 1“ sei „ein Album, das zu meinen Wurzeln zurückkehrt – nach London. Mit einem Fuß also im aktuellen Geschehen“, erklärt der Brite. Hört man die Songs, möchte man Lavelle aber nicht wirklich zustimmen. Aktuelle Londoner Trends wie das Grime-Revival oder genreumarmende IDM wie von Mura Masa streifen die Stücke höchstens am Rande. Vielmehr konzentriert sich Unkle auf sein Kerngeschäft: dunkel-epische Balladen, die allerdings oft weniger elektronisch geprägt sind als gewohnt. „Farewell“ beispielsweise reüssiert als pianogetragener Gospel. „Looking For The Rain“ mit Mark Lenegan und ESKA stützt sich auf Streicher wie aus dem „Lawrence von Arabien“-Soundtrack und wird erst später von einem Beat unterstützt. „No Where To Run_Bandits“ ist eine verschleppte Stoner-Rock-Ballade. „Sick Lullaby“ erinnert gar an ein Debussy-Stück. Nur bei dem triphoppigen „Cowboys Or Indians“ oder dem techhousigen „Arm’s Length“ sind Londoner bzw. britische Elektro-Einflüsse zu hören.

So fehlt dem Album in sich die Konsistenz, anders als von Lavelle angekündigt. Trotzdem bietet sich auch „The Road Part 1“ wie von Unkle gewohnt als Soundtrack für eine nächtliche Autofahrt an. Nur nicht unbedingt durch London.

Tracklisting

  1. Iter 1_ Have You Looked At Yourself
  2. Farewell
  3. Looking For The Rain
  4. Cowboys or Indians
  5. Iter 2_ How Do You Feel
  6. No Where To Run _ Bandits
  7. Iter 3_ Keep On Runnin‘
  8. Stole Enough
  9. Arm’s Length
  10. Iter 4_ We Are Stardust
  11. Sonata
  12. The Road
  13. Iter 5_ Friend Or Foe
  14. Sunrise (Always Comes Around)
  15. Sick Lullaby