Neufundland – Wir werden niemals fertig sein

In Reviews von Eric

Deutschsprachige Gitarrenmusik hat sich in den vergangenen Jahren doch sehr gut von ihrem letzten Tief erholt und bildet inzwischen ein vielfältiges und starkes Gegengewicht zum Menschen-Leben-Tanzen-Welt-Schwachsinnspop. Ob nun österreichische Nachbarn wie Wanda oder Granada, alte Recken wie Kettcar oder junge wilde (Post-)Punker wie Karies, Die Nerven oder Isolation Berlin – sowohl qualitativ als auch quantitativ konnte man sich in letzter Zeit wahrlich nicht beschweren.

Neufundland aus Köln setzen diese Reihe mit ihrem Debütalbum „Wir werden niemals fertig sein“ fort. Weniger aufklärerisch als Kettcar und weniger ironiebewaffnet als Von Wegen Lisbeth, findet das Quintett seine eigene Sprache zwischen Identitätsfindung, Auflehnung und Lakonie und entgeht dabei meistens textlichen Klischees. Die Musik dazu fußt klar auf dem Indierock der letzten zwanzig Jahre, Editors und Bloc Party lassen sich dabei genauso heraushören wie Beat!BeatBeat! und Turbostaat. Neufundland setzen allerdings auch elektronische Elemente ein, vor allem Synthesizer in verschiedensten Klangfärbungen sind dabei das Mittel der Wahl. Dadurch erhalten die Songs mal eine Dreampop-Note („Ich sehe was“) oder verlassen sich auch einmal in der Melodieführung ganz auf die Synthie-Unterstützung wie im Titeltrack. Dazu vermittelt der Gesang von Frontmann Fabian Mohn Dringlichkeit, ohne dabei auf Lässigkeit zu verzichten.

Getreu dem Titel ist „Wir werden niemals fertig sein“ ein in weiten Teilen überzeugendes Debüt, das allerdings musikalisch als auch textlich noch genug Entwicklungsmöglichkeiten für kommende Veröffentlichungen bietet.

Tracklisting

  1. Alles was bleibt
  2. Oase aus Beton
  3. Sag was du willst
  4. Eiskugel
  5. Ich sehe was
  6. Das was wir verdienen
  7. Bis es stimmt
  8. Trink aus
  9. Das Ende vom Lied
  10. Wir werden niemals fertig sein
  11. Kopf in den Wolken
  12. Tschüss