First Aid Kit – Ruins

In Reviews von Eric

Seit ihrem Debütalbum „The Big Black & The Blue“ von 2010 ist es die Meisterschaft von Klara und Johanna Söderberg alias First Aid Kit, Country/Folk-Songs zu schreiben, die zwar alt in ihrem Sound, aber neu in ihrer Stimmung und ihren Gefühlen klingen. Dazu besitzen die Schwestern einfach wunderbare Singstimmen, die sie gekonnt und anmutig zu ihrer gemeinsamen Stimme vereinen. Inzwischen sind Conor Oberst, Jack White, Patti Smith und Emmylou Harris (by the way ein großes Vorbild der Beiden) Fans, und sogar im Heimatland von Folk und Country, den USA, konnten die Schwedinnen für Aufsehen sorgen.

Auch auf ihrem inzwischen vierten Album „Ruins“ schaffen es die Söderbergs, die Qualität ihres Songwritings hochzuhalten. Aufgenommen in Portland mit Produzent Tucker Marine (u.a. The Decemberists, My Morning Jacket) und mit Gastmusikern wie Peter Buck (R.E.M.) und McKenzie Smith (Midlake), schaffen First Aid Kit eine besonders reizvolle Art des Herzschmerzes, der bei ihnen so fatalistisch wie majestätisch erscheint.

Vorsichtig verfeinert (nicht verändert) das Duo seinen Band-Sound auf „Ruins“, der an den alten Standards (Woodie Guthrie, The Carter Family, Jeff Buckley und eben Emmylou Harris) geschult ist. „Rebel Heart“ tönt dunkel und gibt dem Schlagzeug viel Platz, „It’s A Shame“ verhandelt eine kaputte Beziehung zu Nashville-Sound und Pedal-Steel-Gitarre, die Gitarren in Fireworks sind an Buddy Holly angelehnt. Die Honky-Tonk-Nummern „Postcard“ und „Distant Star“ scheuen sich nicht vor raueren Harmonien, der Titeltrack erinnert sogar an Paul Simon. Und der Chor und die Bläser in „Hem Of Her Dress“ sind einfach wunderschön.

„Lately, I’ve been thinking about the past“, singen die Söderbergs bei „It’s A Shame“. Das trifft für den gesamten Sound von First Aid Kit zu, dennoch schaffen sie daraus etwas originär Eigenes, das tief zu Herzen geht, ohne nur einmal in Kitschverdacht zu kommen. Schade nur, dass der wütende, rockige Song „You Are The Problem Here“ aus dem letzten Jahr, der den tagtäglichen und vielschichtigen Missbrauch von Frauen verhandelte, nicht auf dem Album enthalten ist. Denn auch Wut können First Aid Kit ziemlich gut.

Tracklisting

  1. Rebel Heart
  2. It’s A Shame
  3. Fireworks
  4. Postcard
  5. To Live A Life
  6. My Wild Sweet Love
  7. Distant Star
  8. Ruins
  9. Hem Of Her Dress
  10. Nothing Has To Be True