Parcels – Parcels

In Reviews von Eric

Als erstes muss ich mich direkt beschweren – denn auf dem Debütalbum der australischen und inzwischen in Berlin ansässigen Band Parcels fehlt „Overnight“. Mit diesem superlässigen Disco-Funk-Song, der von niemand geringeren als Daft Punk produziert und mitgeschrieben wurde, erzeugte das Quintett im vergangenen Jahr einen gehörigen Buzz.

Durch den Verzicht auf dieses Stück auf ihrem Erstling wollte die Band bestimmte Erwartungshaltungen und Vergleiche zu Daft Punk umgehen – dennoch ist „Random Access Memories“ ein guter erster Referenzpunkt, um sich „Parcels“ zu nähern. Beim kompletten Hören des Albums kommen dann noch viele weitere hinzu, die sich vor allem in (und an den Rändern zu) den 1970er-Jahren tummeln: Dream-Pop, Disco-Funk, Soft-Rock genauso wie The Beach Boys, The Bee Gees, Steely Dan und Chic. Bei allen „Klingt doch wie“-Momenten – und von denen gibt es einige – reichen Parcels durch ihr konzises Songwriting und die zuerst leicht klingenden, aber bei näherer Betrachtung komplexen Songstrukturen über bloßes Epigonentum hinaus.

Mittels moderner Produktionstechniken verweben die Australier die elektronischen und die akustischen Teile der Instrumentierung zu einer leichten Decke, die sich sanft über die Ohren der Hörer*innen legt. „Comedown“ ist genau das richtige Eröffnungsstück, um den lässigen Ton für den Rest des Albums festzulegen, mit seinen Soft-Rock-Gitarren und schwebenden Retro-Synthesizer-Klängen, dazu noch der angekieckste Harmoniegesang. Das folgende „Lightenup“ ist der Song, der am nächsten an Daft Punk dran ist, die Funk-Gitarre schreit geradezu „Get Lucky“. „Tieduprightnow“ und „IknowhowIfeel“ erinnern in ihrer absoluten Mühelosigkeit an die zeitlosen Disco-Tracks von Roosevelt. Aber auch langsamere Stücke wie „Withorwithout“ und „Yourfault“, die einen milden Anflug von Tame-Impala-Psychedelia zeigen, haben ihren Reiz. Im abschließenden „Credits“, das das „end of a beautiful trip“ markiert, trägt Dean Dawson zu einer Fingerschnips-Melodie eine Latte an Danksagungen vor.

Parcels schaffen es durch ihren retrofuturistischen, harmoniesüchtigen Sound eine konstant warme Brise zu erschaffen, die von den schönen Seiten eines ewigen Sommers kündet. Dafür braucht es keinen globalen Klimawandel, sondern nur „Parcels“ auf dem Plattenteller und vielleicht einen kühlen Drink in der Hand.

Tracklisting

  1. Comedown
  2. Lightenup
  3. Withorwithout
  4. Tape
  5. Everyroad
  6. Yourfault
  7. Closetowhy
  8. IknowhowIfeel
  9. Exotica
  10. Tieduprightnow
  11. Bemyself
  12. Credits (ft. Dean Dawson)