How To Dress Well – The Anteroom

In Reviews von Eric

Sein letztes Album „Care“ (2016) war das poppigste von Tom Krell alias How To Dress Well – die sonst gewohnten gesplitterten Beats traten zugunsten warmer Soundscapes und geschmeidiger Melodien in den Hintergrund, sogar Klavier und Konserven-Streicher gab es zu hören. Von diesem Konzept verabschiedet sich Krell auf dem Nachfolger aber direkt wieder – vielmehr ist „The Anteroom“ als einziges kontinuierliches Stück psychedelischer Musik angelegt und laut des Künstlers Zeugnis eines Gefühls der „kosmischen Einsamkeit“.

Das macht sein fünftes Album zu einer weitaus weniger zugänglichen Angelegenheit als den Vorgänger, dafür lässt sich How To Dress Wells ambitionierter Anspruch an die LP in jedem der kratzenden, piependen und pulsierenden Glitch-Tracks hören (und an den kryptischen Titeln ablesen). Die Spärlichkeit des Sounds verbindet die Stücke, auch wenn sie sich sonst unterscheiden. „Body Fat“ ist ein zartes elektronisches Liebeslied, „Vacant Boat“ erinnert an einen zerhäckselten James-Blake-Song, „Love Means Taking Action“ überlässt 80er-Vangelis-Synthies die Führung. In „Nonkilling 6 | Hunger“ gibt es sogar einen tanzbaren Beat, was allerdings die Ausnahme bleibt. Und über allem schwebt Krells jenseitige, zarte, falsettierende Stimme.

Passend zu seiner Niedergeschlagenheit während der Entstehung der LP wollte Tom Krell laut eigener Aussage „ein Ambient-Album“ machen, „bei dem die Energie nie drei von zehn Punkten übersteigt“. Das ist ihm durchaus gelungen, was „The Anteroom“ einerseits interessant und in der richtigen Stimmung intensiv macht, andererseits in anderen Stimmungen den Hörgenuss vor allem über die Gesamtspielzeit schmälert. Ein Album (nur) für gewisse Stunden.

Tracklisting

  1. Humans Disguised as Animals | Nonkilling 1
  2. Body Fat
  3. False Skull 7
  4. Nonkilling 3 | The Anteroom | False Skull 1
  5. Vacant Boat
  6. Nonkilling 13 | Ceiling for the Sky
  7. A Memory, The Spinning of a Body | Nonkilling 2
  8. Nonkilling 6 | Hunger
  9. July 13 No Hope No Pain
  10. Love Means Taking Action
  11. Brutal (feat. Ocean Vuong) | False Skull 5
  12. False Skull 12
  13. Nothing