Die „Violence“-Tour geht weiter. Seit Anfang des Jahres bereisen die Editors mit ihrem aktuellen Album die Welt. Zum Jahresende kamen noch ein paar Termine dazu und das Ruhrgebiet ist auch dabei. In der neuen Dortmunder Location, wo einst Stahlarbeiter am Hochofen schwitzten, schwitzen heute die Fans der Editors.
Pünktlich sein lohnt sich für Vök, den Support aus Island. Das Kollektiv aus Rejkjavik tastet sich mit verträumten, zarten Klängen langsam an die Zuschauer heran. Die Songs aus dem 2017 veröffentlichten Debütalbum „Figure“ entwickeln sich nach und nach zu einem sinnlichwn, nordischen, kühlen synthetischen Monument. Der elektronische Untergrund und die fragile Stimme sind aufeinander abgestimmt. Das Schlagzeug sorgt für einen wuchtigen Klang, der dem Rhythmus seinen Herzschlag gibt. Vök sorgen mit ihrer Musik für einen wohlklingenden Start in den Abend, der die Anwesenden gedankenverloren zum Tanzen bringt.
Als die Editors auf der Bühne stehen, geht es mit „The Boxer“ als Opener ebenfalls gefühlvoll weiter. Schon der erste Song verrät den Wiederholungstätern im Publikum, dass sich die Setlist heute anders zusammensetzt. Die Band aus Birmingham hat schließlich genug Gutes in petto, was sie live unterbringen kann. So kann sich der Fan in der Warsteiner Music Hall auf einige Überraschungen im Programm freuen.
Bei „Sugar“ breiten sich die Synthieklänge rasant aus, der Bass und das Schlagzeug werden durch ein tiefes Dröhnen und dem wummernden Schlag fühlbar gemacht. Wie gewohnt lebt sich Frontmann Tom Smith mit jeder Silbe, zu jedem Takt schauspielerisch aus. Die Band um ihn herum steht dabei in seinem Schatten und spielt dynamisch, routiniert mit. Die Fans sind ausgelassen und lassen sich vom wuchtigen Sound mitreisen.
Auch wenn die Tour den Namen „Violence“ trägt, finden sich etliche Stücke wie „All Sparks“ oder „Open Your Arms“ von „The Back Room“ im Set. Mit diesen Stimmungsaufhellern im Gepäck hat man nicht unbedingt gerechnet. Mit ihren Singles kommt die aktuelle CD allerdings nur auf sechs Songs. Dafür bekommt der Titeltrack „Violence“ eine andere Version mit dröhnenden Abgang verpasst, damit er sich übergangslos mit dem pulsierenden „No Harm“ verwischt. Die hervorragende Stimmung wird mit einer üppigen Lichtshow unterstrichen, was etwas unüblich bei den Editors ist, aber schön aussieht.
Anders als sonst, steht das Klavier heute nur als Deko auf der Bühne. Nur für einige Takte setzt sich Tom Smith auf den Schemel davor, um für den kollektiven Ausraster „Papillon“ den Anfang zu spielen. In der Halle wird es bei diesem Stück laut und euphorisch. Ein Meer aus Händen ragt über den hüpfenden Körpern in der Luft. Ganz verausgaben darf sich aber niemand. Für die Zugaben müssen noch einige Kraftreserven aufbewahrt werden. Zum Beispiel, wenn die Gitarren in „Smookers Outside The Hospital Doors“ alles geben. Die Stimmung in der Location ist hervorragend, schade nur, dass die Zeit heute Abend begrenzt ist. Um 22 Uhr muss Schluss sein, da die Warsteiner Music Hall in einem Wohngebiet liegt.
Aber egal, wenn am Ende 21 Titel auf der Setlist stehen, die an ein beeindruckendes Konzert erinnern.