Das Ende haben sie nie verkündet, nur dass sie ihre Band Madrugada vorerst auf Eis legen. Diese Nachricht mussten die Fans der Norweger 2008 hinnehmen. Zum 20-jährigen Jubiläum ihres Debüts „Industrial Silence“ hat das Warten ein Ende, denn zu diesen Anlass steht die Band wieder auf der Bühne, um dieses mit ihrer treuen Gefolgschaft zu feiern. Wie sehr die Madrugada Fans darauf gehofft haben, bestätigt sich schnell. Nach Bekanntgabe der Termine reicht der Platz im Kölner Gloria für die Reunion nicht aus und die neue, größere Location, das Carlswerk Victoria, wird für den feierlichen Anlass ausgewählt. Auch dort heißt es am 20.2. mit 1.600 Gästen ausverkauft!
Gegen 20.30 Uhr ist es dann soweit. Der erste Song „Vocal“ vom zelebrierten Album eröffnet gefühlvoll den Abend. Freude und Begeisterung der Zuschauer wird mit üppigen Applaus Ausdruck verliehen. In nicht identischer Reihenfolge vom Debüt folgt „Belladonna“, hier werden die Gitarren fetziger eingesetzt, Höyem greift dabei zum Schellenkranz und seine Stimme bekommt einen rockigen Ton. Die vier Musiker um Sivert Höyem – Frode Jacobsen (Bass), Jon Lauvland Pettersen (Drums), Cato Salsa Thomassen (Gitarre ) und Christer Knutsen (Tasten & Gitarre) – wissen auch als geniale Live-Band genau, wie sie das Publikum in Stimmung versetzen. Dazu legt sich die sonore Stimme des Frontmanns punktgenau wehmütig oder aus voller Kehle heraus mitten drauf.
Mit jedem weiteren Titel bestätigt sich, dass „Industrial Silence“ nicht ohne Grund ein hochgelobtes Stück Musik ist. Die 13 Stücke berühren, erzeugen eine Gänsehaut und lassen die ein und andere Glücksträne nicht unsichtbar. Auch die Band zeigt sich erfreut und etwas überrascht, dass sie so viele Menschen anlocken und von der Bühne aus in diesen großen gefüllten Raum schauen. Sivert Höyem möchte von den Anwesenden im hinteren Teil der Halle auch wissen, ob wirklich jeder was hört. Es wäre auch zu schade, wenn es nicht so wäre. Für die Augen wird natürlich ebenfalls einiges geboten. Als die Bühne bei „Strange Colour Blue“ passend in dunkelblaues Licht versinkt, leuchtet Sivert Höyem mit einer Taschenlampe kurze Lichtkegel in den Innenraum. Bei „Norwegian Hammerworks Corp.“ Verwandelt er sich mit einer Glitzerjacke in eine singende Discokugel, die das Licht effektvoll bricht und den Raum zum funkeln bringt.
Dies sind nur kleine Akzente, die die Show untermalen, der Schwerpunkt liegt einfach auf der Musik, und die wirkt schließlich von selbst im Wechselbad der Gefühle. Mit einem Gefühlsstarken „Electric“ schließen Madrugada den Abend ab. Dass dies nicht der letzte Song und Freudenausbruch ist, hat die Band schon zur Begrüßung angekündigt. Einfach so geht man nicht von der Bühne. Vor allem nicht, wenn man so viele Perlen in seiner Schatzkiste hat wie die Norweger. Diese werden für dien musikalischen Nachschlag in buntes Licht getaucht. Eine kleine Auswahl an Lieblingssongs wie „Black Mambo“ das akustisch gespielte „Majesty“ oder das fabelhafte „The Kids Are On High Street“ vergolden den Jubiläumsauftritt mit dem Zugabeblock ein weiteres Mal an diesem Abend.