Keane – Cause And Effect

In Reviews von Eric

Die Fans sagen: Schöne Melodien, eingängige Refrains, perfekte Popmusik. Die Hater sagen: Seichte Melodien, Formatradio-Refrains, Gefühlsduselei. Das war bei Keanes Debüt „Hopes And Fears“ vor 15 Jahren so, und das wird auch beim neuen Album „Cause And Effect“ nicht anders sein. Beide, die Fans und die Hater, werden sich bestätigt sehen.

Dass das Quartett aus Sussex auf seiner ersten LP seit sieben Jahren gereift scheint, erkennt man nicht nur an der ergrauten Haarpracht von Sänger Tom Chaplin. Auch die Themen bzw. Inspirationen der Songs entstammen offensichtlich den Problemen von Männern ab 40: der zerbrochenen Familie und folgenden Depression von Hauptsongwriter Tim Rice-Oxley und Chaplins Kampf gegen seine Drogensucht. Dabei ist auch eine überraschende Portion Selbstanklage dabei, die den Texten Tiefe verleiht – am intensivsten auf „Stupid Things“, wo es um Betrug und die Vernachlässigung väterlicher Pflichten geht.

Musikalisch sind die Songs auf Hochglanz poliert, indem jedes Instrument glasklar erklingt, ihnen aber gleichzeitig die Ecken abgeschliffen wurden. Im Hintergrund erklingen häufig Synthie-Spielereien, die den Sound weiter verbreitern und noch eingängiger machen. Bei dem recht flotten „The Way I Feel“ lässt sich das besonders gut hören, oder bei der Großgesten-Ballade „Chase The Night Away“. Keane wissen sich jedoch hin und wieder zu beschränken wie in „Strange Room“, das hauptsächlich von einem einzelnen Piano getragen wird und in dem Chaplin einen ungewohnt tiefen Ton anschlägt. Die restlichen Stücke werden von seiner unbestreitbar tollen Stimme in intensiven mittleren Tonlagen vorgetragen, die sich immer wieder zu einem eindringlichen Falsett schrauben.

„Cause And Effect“ ist nicht die total sichere Nummer geworden, die man nach der langen Pause durchaus erwarten hätte können. Vor allem in den Texten versteckt sich manch unangenehme Wahrheit. Aber im Schönklang ihrer Musik sind Keane sich treu geblieben. Damit die Hater auch was zum Haten haben.

Tracklisting

  1. You’re Not Home
  2. Love Too Much
  3. The Way I Feel
  4. Put The Radio On
  5. Strange Room
  6. Stupid Things
  7. Phases
  8. I’m Not Leaving
  9. Thread
  10. Chase The Night Away
  11. I Need Your Love