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Das Motto der Indie Night im FZW Dortmund lautet auch im neuen Jahr: Bands auf eine Clubbühne holen, bevor sie große Hallen füllen. Neue, noch unbekannte Künstler*innen bekommen hier ihren Auftritt, und das interessierte Publikum kann Spannendes aus der Indie-Szene für sich entdecken.
Am 16. Januar 2020 fällt der Sound im Clubraum des FZW reichlich synthetisch aus und liegt stimmlich voll in Frauenhand. Unnötig Lautes steht bei allen drei Bands nicht auf den Plan. Dafür bekommen die Besucher*innen kühl-atmosphärische Songs von der norwegischen Musikerin Tuva Hellum Marschhäuser, die sich kurz Tuvaband nennt und kürzlich ein neues Album veröffentlichte. Die gleiche Herkunft hat auch Ellen A. W. Sunde, die sich von dem Beck-Album „Seachange“ zu ihrem Künstlernamen inspirieren ließ. Das Debüt „Breakage“ der jungen Frau erschien schon 2015. Die dritte Band der Indie Night stammt aus Deutschland und nennt sich We Will Kaleid. Das Duo aus dem Münsterland, dessen erstes Album 2017 erschien, klingt tanzbar und sehr experimentell mit einer dunklen Klangnote.
Pünktlich um 20 Uhr stellen sich die beiden Musikerinnern von Sea Change vor das Publikum und geben eine 40-minütige Kostprobe ihrer Musik zum Besten. Aus ihren vielen kleinen elektronischen Zauberkästchen, einem Laptop und einem Drumpad kreiert das Duo weiche Klänge, die die Zeit gezielt verlangsamen und die Anwesenden dennoch sachte zum Tanzen bringt. Die nordische Musik der mittlerweile zwei Alben von Sea Change klingt düster und ambient, die mit feiner Stimme und teilweise mit stoischer Elektronik zusammen gesetzt ist. Die Clubbesucher der Indie-Night werden anspruchsvoll in den Abend geführt.
Auch Tuvaband gehören zu den nordischen Künstlern, die es nicht eilig haben. Ihre Musik bremst alles Stressige aus und bewegt sich in synthetischer Zeitlupe, genauso wie es die Namensgeberin Tuva Hellum Marschhäuser zu ihren Liedgut vormacht. Sie steht nicht alleine auf der Bühne und wird von ihrer vier internationalen Bandmitgleidern (außer Norwegen: Deutschland und Schweden) mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und einem Analog-Synthesizer begleitet. Im Mittelpunkt des Konzertes steht nicht nur das aktuelle Album „I Entered The Void“, sondern auch Songs von ihren beiden Vorgängeralben. Die entschleunigten Beats des anmutigen Dreampops von Tuvaband lassen die Besucher des FZW ebenfalls im gemächlichen Rhythmus mitwippen. So schüchtern wie die Akteure im Rampenlicht sind die Zuhörenden jedenfalls nicht und fordern noch schnell einen Nachschlag, bevor die Band im Hinterzimmer des Clubs verschwindet. Frontfrau Tuva blickt zu ihren Musikern, die einstimmig kopfnickend zustimmen. Das Set wird um einen Song erweitert und gebührend applaudiert.
Für den letzten Act der Indie Night wird die Bühne fast komplett leergeräumt, so dass am Ende nur zwei Synthies und ein E-Drum-Set übrig bleiben. Das Duo aus dem Münsterland sind die Soundwuchtigen in dieser Nacht. Dafür sorgt nicht nur die synthetische Musik, sondern die rhythmischen E-Drums, die den oft experimentellen Sound durchbrechen. Nicht aggressiv oder zu laut bewegen sich We Will Kaleid in ihrer speziellen Klanggestaltung mit feinem Gesang und bedienen das Publikum mit atmosphärischen Spielereien, die an einem Donnerstagabend nicht zu schwer im Kopf liegen.