Foto: Maria Bartulis
Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. So auch an diesen Vorvalentinsabend im Dortmunder FZW. Die Begriffe New Wave und Post-Punk stehen jedenfalls bei den Belgiern von Whispering Sons und der russischen Band Motorama an erster Stelle. Dennoch gibt es einen Unterschied, der Sound von Motorama wird melancholisch überzogen, bei den Newcomern aus Belgien steht das düstere Musizieren im Vordergrund.
Mit „Shadow“ zeigen Whispering Sons den Dortmundern gleich, worauf sie sich in der nächsten halbe Stunde einlassen. Kraftvoller, leicht unterkühlter Sound der mit einer tiefen weiblichen Stimme für noch mehr kalte Momente sorgt. Frontfrau Fenne Kuppens kann sich stimmlich bedenkenlos mit Größen wie Nico messen. Ihre Stimme verschmilzt perfekt mit dem atmosphärisch-dunklen Post-Punk, den die Belgier powervoll und melancholisch zugleich knüpfen. Die Sängerin steht niemals still und bewegt sich unruhig oder schattenboxend zum mystischen Sound kalter Schönheiten wie „ Wall“ oder „ Strange Identities“. Niemand hätte etwas dagegen, wenn der kurze Gig von Whispering Sons in die Verlängerung gehen würde, doch nach dem brachialen „Insights“ ist Schluss für heute. Es bleibt die Hoffnung aus mehr!
Vor sechs Jahren verschenkten Motorama noch ihr Self-Release „Alps“ im Internet. Die Band tourte viel und machte bald einen bleibenden Eindruck bei ihrer immer größer werdenden Fangemeinde. Ende 2016 veröffentlichten die Russen ihr viertes Album „ Dialogues“. Mittlerweile ist der Sound etwas weicher und elektronischer geworden, aber die post-punkige Grundstimmung ist geblieben.
Nachdem Whispering Sons die Zuschauer wachgerüttelt haben, übernehmen Motorama. Heute stehen sie als Trio auf der Bühne. Sänger und Gründungsmitglied Vladislav Parshin steht mittig zwischen seinen Mitstreitern Oleg Chernov am Schlagzeug und Maxim Polivanov, der bei diesem Konzert für Bass, Gitarre (die beiden Instrumente spielt er mit Parshin im Wechsel) und Keyboardklänge verantwortlich ist und so stets seine eine andere Position einnimmt. Mehr passiert eigentlich auch nicht auf der Bühne, aber das ist vollkommen ausreichend. Hier und da ein höfliches Dankeschön bleibt die einzige Kommunikation zum Publikum. Wortlos machen die drei weiter und spielen eine Stunde alles, was die Fans lieben und zum Tanzen bringt.
Die Neulinge „Tell Me“ und „Bye Your Side“ auf der Liveliste vom aktuellen Album machen den Anfang. Von Stück zu Stück steigt die gute Laune im Zuschauerraum. Der melodische Saitenklang der Motorama-Songs, wie bei „Wind In Her Hair“ und „Rose In The Vase“ lädt zum ausgelassenen Feiern ein. Fast jeder bewegt sich, schaut man über die Köpfe hinweg, ist ein Meer aus hüpfenden Menschen zu sehen. Die Band hingegen steht äußerst cool und ohne eine Miene zu verziehen auf der Bühne. Fast alles von „Dialogues“ hat es auf die Setlist geschafft, doch das liebgewonnene „Alps“ aus alten Tagen darf natürlich nicht fehlen, um einen Abend mit Motorama zu einem gelungenen Vergnügen zu machen.
Nach viel Applaus kommen die wortkargen Musiker für ein letztes Stück noch einmal zurück ins schattige Scheinwerferlicht, um in die glücklichen Gesichter ihrer Fans zu schauen. Dann verabschieden sie sich mit dem tanzsicheren „Deep“ vom Dortmunder Publikum.