Soccer Mommy – Color Theory

In Reviews von Eric

Mit ihrem Debütalbum von vor zwei Jahren wurde Sophie Allison alias Soccer Mommy zum Liebling aller Drinnis, Liebeslegasteniker*innen und Scheiternden. So schön slackermäßig war ihr Lo-Fi-Indiepop, so müde-ungeschminkt ihr Gesang, so auf angenehme Weise runterziehend ihre Texte über das Misslingen und Missglücken im Leben und in der Liebe.

Passenderweise ernennt sie sich auf ihrer zweiten LP zur „princess of screwing up“, die sich in den Songs ihren anhaltenden psychischen und familiären Problemen widmet. „Color Theory“ ist in drei inhaltliche Abschnitte aufgeteilt – jeder steht für eine Farbe, die Allisons Stimmung widerspiegelt: von blau (Melancholie) über gelb (Krankheit) zu grau (Verlustangst). Im letzten Song „Grey Light“ geht es dann auch um das unwiederbringliche Ende, die Unvermeidlichkeit des Todes: „I see the noose. It follows me closely whatever I do.“ Also alles immer noch schön traurig hier.

Den Kontrast zu den Texten bildet die Musik. Einerseits hat sich die 22-Jährige aus Nashville ihre schluffige Rumpeligkeit behalten, andererseits flirtet sie nicht mehr schüchtern, sondern jetzt selbstbewusst mit dem Pop. Das verleiht den Songs eine schimmernde, erhebende Oberfläche. Die Melancholie darunter ist aber immer zu hören. Schrammelige Gitarren schmiegen sich an süßliche Melodien, während Allisons Gesang sich immer wieder in Hall fallen lässt.

Und während man ihr zuhört, merkt man, dass es OK ist, sich scheiße zu fühlen: „Things feel that low sometimes even when everything is fine. Hey, I’ve been falling apart these days, split open watching my heart go round and around.“

Tracklisting

  1. Bloodstream
  2. Circle The Drain
  3. Royal Screw Up
  4. Night Swimming
  5. Crawling In My Skin
  6. Yellow Is The Color Of Her Eyes
  7. Up The Walls
  8. Lucy
  9. Stain
  10. Gray Light