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Vor gut zwei Jahren waren All We Are mit ihrem gleichnamigen Debütalbum heiß gehandelte Newcomer. Hohe Gesangsstimmen, die teils ins Falsett mündeten, ein Händchen für verspielte Popmelodien und die Aneignung von alten Helden wie den Bee Gees, Elton John oder Blondie verband das Liverpooler Trio mit einer schläfrigen Seite, die den oberflächlichen Glam erdete.
Das zweite Album „Sunny Hills“ erscheint am 9. Juni und deutet in eine dunklere, ernstere Richtung. Mit der LP wollen All We Are der derzeitigen düsteren Stimmung, die weltweit um sich greift, etwas entgegensetzen und zeigen, dass es okay ist, nicht dazu zugehören und sich anders zu fühlen.
Wir sprachen mit Gitarrist Luis Santos über die Entstehung des Albums und warum die Band dafür nochmal von vorne anfing, über den Einfluss von Post-Punk sowie einen Kampf mit Paul McCartney.
Soundmag: Das berüchtigte zweite Album – wie schwer war es wirklich für euch?
Luis: Wir haben es nicht als schwer oder nicht schwer angesehen, es kam einfach. Es war allerdings eine wichtige Zeit und ein Prozess, den wir sehr intensiv gelebt haben. Vor ungefähr zwei Jahren hatten wir schon genug Songs für ein neues Album, wir haben uns jedoch entschieden, sie beiseitezulassen und von vorne anzufangen. Wir hatten das Gefühl, dass wir uns als Menschen und Musiker verändert hatten und dass wir eine andere Botschaft vermitteln mussten. Die neuen Stücke sind tiefgehender und düsterer, aber sehr ehrlich und positiv.
Soundmag: Wo siehst du die Unterschiede zwischen eurem Debüt und „Sunny Hills“?
Luis: Es ist intensiv und spiegelt die Liveenergie der Band gut wieder. Wir hatten dieses Sprichwort, das von unserem Produzent Kwes kam: „Bleibt schnörkellos.” Wir glauben, das Endprodukt ist roh, ehrlich und voller Energie. Wir machten uns wenig Gedanken um Perfektion und waren mehr daran interessiert, Emotionen einzufangen.
Soundmag: „Burn It All Out“, der erste Song, den ihr aus dem neuen Album vorgestellt habt, klingt dunkel und sehr postpunkig. Können wir das von der Platte als Ganzes erwarten?
Luis: Ja, Musik und Ethos des Post-Punks haben uns immens beeinflusst auf dem Album, genauso wie Krautrock. Wir versuchen nicht, nostalgische Musik zu machen, aber was uns an diesen Stilen fesselt, ist die Suche nach Bedeutung und Katharsis, ein Weg, neuaufzubauen und neuanzufangen, und das Bedürfnis unausgetretene Pfade zu erkunden.
Soundmag: Auf was können sich eure Fans bei „Sunny Hills“ am meisten freuen?
Luis: Ich denke das Beste daran, in einer Band zu sein, ist um die Welt zu reisen und Konzerte zu spielen und mit den Menschen eine Verbindung aufzubauen. Darauf können sich die Leute freuen. Wir lernen ständig und die neue Musik macht alles kraftvoller und stärker. Sie macht live wirklich Sinn.
Soundmag: „Die Bee Gees auf Diazepam“ war der inoffizielle Slogan für euer Debüt. Welcher Slogan würde für das neue Album passen?
Luis: Jemand meinte „Die Bee Gees auf Ecstasy“ (Wir haben das nicht gesagt).
Soundmag: Ihr stammt aus drei verschiedenen Ländern (Norwegen, Irland, Brasilien) und habt euch in Liverpool getroffen. Kannst du Einflüsse aus euren Heimatländern oder eurer neuen Heimat in eurer Musik ausmachen?
Luis: Wir haben uns immer als Liverpooler Band gesehen, aber ein Großteil der Stimmung des neuen Albums kommt aus einem Gefühl der Entwurzelung. Auf der einen Seite haben wir keinen Platz in unseren Herkunftsländern mehr und auf der anderen Seite sind wir in England immer noch Ausländer. Das ist ein interessanter Gedanke.
Soundmag: Ihr habt alle am Liverpool Institute for Performing Arts studiert. Was war das Beste am Studentendasein dort?
Luis: Dass wir viele interessante Leute aus der ganzen Welt getroffen haben.
Soundmag: Und habt ihr alle euren Abschluss gemacht?
Luis: Wir mussten mit Paul McCartney darum kämpfen.
Soundmag: Im Juni spielt ihr in Berlin. Habt ihr eine spezielle Verbindung zu der Stadt?
Luis: Ja, wir lieben die Stadt. Unser letzter Auftritt in Berlin war eine Art Wendepunkt, wir hatte so tolle Zuschauerreaktionen, dass wir dachten: „Wow, die Leute scheinen es wirklich zu mögen…“ So schlecht scheinen wir unser Ding also nicht zu machen!