Monika Engeseth alias Moyka machte im vergangenen Jahr mit ihrer Debüt-EP und deren heißkaltem, international anschlussfähigem Elektropop erstmals auf sich aufmerksam. Dabei war ihr Weg in die Musik keineswegs vorgezeichnet, wuchs sie doch in einer malerischen, ländlichen Gegend Norwegens auf. Erst der Umzug in die norwegische Musikhauptstadt Bergen manifestierte ihren Wunsch, Musikerin zu werden.
Mit „Spaces“ legte sie kürzlich ihre zweite EP nach, auf der sie ihren Popentwurf weiter perfektioniert hat. In unserem Interview erzählt Moyka von ihrer beschaulichen Kindheit, dem Songschreiben mit Herzschmerz und der Inspiration durch einen Berlin-Aufenthalt.
Soundmag: Wie bist du mit der Corona-Situation umgegangen, persönlich als auch musikalisch?
Moyka: Gute Frage! Es ist sicherlich ein Kampf für mich insofern, dass ich viel an nur einem Ort bin. Aber ich habe versucht, kreativ zu bleiben, mich um mich selbst zu kümmern und Neues zu lernen.
Soundmag: Du bist in einem ländlichen norwegischen Tal aufgewachsen. Wie war deine Kindheit?
Moyka: Schön! Ich bin in einem kleinen Ort aufgewachsen, mit viel Platz und viel Wald. Es ist sehr majestätisch und wunderschön dort. Ich war ein ziemlich merkwürdiges Kind, das immer sein eigenes Ding gemacht hat. Deshalb fiel es mir vielleicht schwer, mich einzufügen. Aber es war ein sehr sicherer Ort, um Sachen auszuprobieren.
Soundmag: Wie und wann hast du entdeckt, dass du Musik machen willst?
Moyka: Ich war immer gerne kreativ, deswegen glaube ich, dass ich schon als Kind in mir hatte. Aber das erste Mal, dass mir bewusst wurde, dass ich wirklich Musik machen will, war auf der Oberschule. Ich hatte mir gerade ein kleines Produktions-Starterset gekauft und habe alles aufgenommen, was ich fand. Zu dem Zeitpunkt habe ich beschlossen, nach Bergen zu ziehen und Musikproduktion zu studieren.
Soundmag: Bergen ist bekannt für seine lebhafte Musikszene. Hast du dort viele Gleichgesinnte getroffen?
Moyka: Ja! Ich habe viele talentierte und superkreative Leute getroffen, inklusive Eirik Hella, mit dem zusammen ich meine letzte und die jetzige EP produziert habe.
Soundmag: Wie wichtig ist es dir, alle deine Songs selbst zu produzieren?
Moyka: Für mich ist das eine Möglichkeit, mich selbst auszudrücken. Es ist mir sehr wichtig, die Stücke selbst anzufassen, sonst würden sie sich nicht wirklich als meine eigenen anfühlen. Mit anfassen meine ich übrigens etwas aufzunehmen, zu spielen oder zu singen, das während der Produktion verändert und verwandelt werden kann.
Soundmag: Auf deiner neuen EP setzt du dich mit dem Ende deiner langjährigen Liebe auseinander. Inwiefern hat das Songschreiben dir beim Verarbeitungsprozess geholfen?
Moyka: Anfangs wollte ich nicht über meinen Herzschmerz schreiben und habe es für lange Zeit vermieden. Aber dann merkte ich, dass ich mir selbst nicht verwehren kann, über eine wahre und ehrliche Erfahrung zu schreiben. Es war dann schlussendlich wirklich erleichternd, darüber zu schreiben. Manche Stücke sprudelten einfach aus mir heraus, während andere länger brauchten, um geschrieben und aufgenommen zu werden. Aber mir wurde klar, dass es einen Grund gibt, warum es so viele Songs über Liebe und Kummer gibt. Es gibt viele Leute, die genau wissen, wie ich mich fühle, daher ist es wichtig, ehrlich zu sein.
Soundmag: Einen Song hast du nach der japanischen Stadt Kanazawa benannt. Hast du irgendwelche Verbindungen nach Japan?
Moyka: Genau! Ich habe keine andere Verbindung, als dass ich die Kultur des Landes liebe. Wie es dort aussieht und die ganzen Geschichten, Symbole und die Spiritualität. Es ist für mich ein mystischer und magischer Ort.
Soundmag: Du hast kürzlich einige Zeit in Berlin verbracht. Hat es dir gefallen und konntest du ein paar Inspirationen mitnehmen?
Moyka: Ja, nachdem wir im September auf dem Reeperbahn Festival in Hamburg gespielt hatten, beschlossen wir, nach Berlin zu fahren und dort Songs zu schreiben. Es hat viel Spaß gemacht und viel Inspiration gebracht! Ich mag Berlin sehr. Es ist so groß und es passiert so viel auf einmal. Das erste Mal, als ich dort war, hatte ich ein bisschen Angst, aber jetzt mag ich es sehr!
Soundmag: Deine Stücke sind normalerweise synthielastig. Deine erste EP hast du aber auch als Akustikversion herausgebracht. Ist das ein Sound, den du weiterverfolgen willst?
Moyka: Die Akustikversionen sollten die Songs in einem anderen Gewand zeigen. Mir gefällt es, die Stücke von einer anderen Seite zu präsentieren. Im Moment macht es mir viel Spaß, mit Synthies herumzuspielen. Aber ich mag den Klang eines sanften Klaviers sehr, deshalb ist es immer eine Möglichkeit, verschiedene Elemente miteinander zu kombinieren.
Soundmag: Du kritisierst regelmäßig die männliche Dominanz in der Musik. Wie können Frauen gleichwertige Möglichkeiten bekommen?
Moyka: Ich glaube, in einer männlich dominierten Industrie ist es wichtig, Frauen und Mädchen zu haben, zu denen man aufschauen kann. Für mich war das sehr wichtig, als ich aufwuchs. Ich wusste mit 13 noch nicht genau, was ich heute machen würde, aber zu Personen wie Hayley Williams aufzuschauen machte mir klar, wie wichtig es ist, für sich selbst einzustehen und man selbst zu sein. Als Teenager war sie eine sehr starke und gütige Person für mich. Es ist natürlich einfacher so zu werden, wenn man ein Vorbild hat.
Es ist schön zu sehen, dass immer mehr Mädchen und Frauen ermutigt werden und sich als Produzentinnen präsentieren. Auf diese Weise wird es auch für andere junge Mädchen einfacher.