Nach dem Editors-Konzert ist vor den Editors-Konzert – und heute ist mal wieder so ein Tag.
Die Faszination Editors ist unerklärlich. Wie ein Magnet zieht die Band ihre Fans magisch an. Auch wenn nicht immer jeder 100-prozentig etwas mit der aktuellen Musik der Briten anfangen kann, machen sie ihre Sache so gut, dass sie am Ende wieder zum unverzichtbaren, täglichen Begleiter werden. Live gilt das sowieso, kein Wunder also, dass das Konzert vom kleineren Jovel in die größere Halle Münsterland verlegt wird. Die Nähe zu den Niederlanden nutzen einige unserer Nachbarn für einen Samstagabendausflug, um ebenfalls mit der Band zu feiern.
Trotz kleiner technischer Pannen beginnt der Abend noch vor 20Uhr mit elektronischer Tanzmusik. Die dafür verantwortliche Band kommt aus London und nennt sich Public Service Broadcasting. Selbst reden ist dem Quartett zu anstrengend, alles was in Worte gefasst wird, kommt aus einem Computer. Dabei kann es dann passieren, dass bei der Begrüßung aus Münster Munster wird. Neben Instrumenten wie Gitarre, Banjo, Piano, Schlagzeug gehört auch eine Leinwand zum Equipment von Public Service Broadcasting. Darauf zu sehende Filmsequenzen mit Öffentlichkeitsinformationen aus der Vergangenheit unterstreichen die flotten Rhythmen der Songs. Andere Showelemente benötigen die vier Künstler, die sich vor neun Jahren zusammenfanden, nicht. Der Schwerpunkt soll schließlich auf der Musik liegen, damit die Besucher Lust auf mehr bekommen. Was eigentlich gelingen sollte, denn das Publikum bekommt in der kurzen Supportzeit einen guten Mix aus ihren drei Alben geboten, bei dem auch die Ungeduldigen im Zuschauerraum die Wartezeit kürzer tanzen können.
Dann geht alles Schlag auf Schlag. Plötzlich fällt der schwarze Vorhang und die ersten Klänge von „Hallelujah (So Low)“ ziehen die Fans dichter zur Bühne. Das sechste Studioalbum „Violence“ befindet sich noch keine vier Wochen in den heimischen Sammlungen der Editors-Anhänger. Wie die Stücke live klingen, wird sich in den nächsten knapp zwei Stunden zeigen. Der Opener jedenfalls hat die Live-Tauglichkeit mit dem Prädikat gut bestanden.
Natürlich liegt der Schwerpunkt des Abends nicht nur auf den brandneuen Stücken, die gute alte Zeit der Band wird mit den Lieblingen aus Anfangstagen immer noch euphorisch abgefeiert – mit „Munich“ oder „Blood“. Wer hätte vor 13 Jahren schon gedacht, dass die sympathische Gitarrenband die Saiten ihrer Instrumente abspeckt, durch synthetische Klangerzeuger ergänzt und eine Mitklatsch-Band wird? Egal, über einige Dinge muss man eben hinweg schauen, als Liveact sind die Editors immer noch unschlagbar. Was natürlich auch die Show und die Bewegungen von Mr. Smith ausmacht, der seine Kollegen in den Hintergrund stellt und sicherlich als Nebenjob einen guten Schauspieler abgeben könnte.
Ob gitarrenlastig oder elektronisch, jede Albumphase der Editors ist an diesem Abend vertreten. Die Stimme von Tom Smith ist überall einsetzbar. Mitreißhits wie „The Racing Rats“ oder das pulsierende „No Harm“ werden stets ins richtige Licht gesetzt. Balladen wie die erste Zugabe „No Sound, But The Wind“ erzeugen eine kühlende Gänsehaut, wenn nur das Piano den Gesang akzentuiert.
Dann geht es erneut Schlag auf Schlag. Mit „Cold“ pendeln sich die Musiker langsam ein, um den Abend stimmungsvoll mit „Magazin“ und „Papillon“ zu erweitern. Die entstandenen Tanz-Schweißperlen werden zum Schluss nicht getrocknet, sondern mit dem emphatisch dargebotenen „Marching Orders“ eingefroren. So wird der Abend in Münster ein weiteres Kapitel der neverending Editors-Story.