Fotos: Martina
Record-Release-Party! Und das im Rheinland und nicht im hohen Norden. Schlappe rund 500 Kilometer liegen zwischen Kiel und Düsseldorf, die Erik Cohen mit seiner Band am Freitag runterreißt, um am Abend sein neues Best-Of-Album zu feiern. „Live aus der Vergangenheit“ ist der vierte Longplayer des Kieler Rocksängers. Das Sortiment aus Cohens Vergangenheit ist deshalb nicht neu, nur anders, denn die Songs wurden in druckvoller Live-Qualität im Studio eingespielt und auf Platte gepresst oder als CD limitiert herausgebracht.
Aber heute Abend wird die rockende Musik live und persönlich von Erik Cohen und seiner Band für die Fans im Düsseldorfer Zakk dargeboten. Der Club ist gut gefüllt und die Leute in Vorfreude auf die schweißtreibende Show gut eingestimmt. Bis an den Bühnenrand hat sich niemand getraut, dass ist auch gut so, denn das wird in den nächsten 90 Minuten die Arena der coolsten Rampensau mit Sonnenbrille. Denn hinter dieser verbirgt der Herr gerne sein Gesicht, obwohl im so grässlichen November die Sonne nie scheint. Auch wenn der Frontmann diesen Monat nicht besonders mag, ist es sehr nett von ihm, uns den lichtkurzen Tag mit seiner Musik am Abend zu erhellen.
Cohen steht nur wenige Minuten auf der Bühne, dann nimmt er den freien Platz davor für sich ein, um mit und nicht nur für die Fans zu singen. Wer in den hinteren Reihen des Clubs sitzt, bekommt die Band zu Gesicht und kann nur manchmal einen kurzen Blick auf den Frontmann werfen. An diesen Zustand wird sich nichts ändern. Dafür geht es in den vordersten Reihen ordentlich ab. Es wird getanzt, umarmt und Erik Cohen hält spontan das Mikrofon in die Menge und über lässt einem auserwählten Gast das Wort. Zum Glück ist jeder Anwesende textsicher und gröhlt mit Cohen im Duett.
Anders als sonst ist der Kieler heute nicht so gesprächig und erzählt etwas aus der Vergangenheit und überbrückt wortgewandt das Wechseln einer Saite. Dann wird die gute Zeit wieder mit Musik gefüllt und Songs wie „Chrom“, „Dirigent“ und „Mexikanische Lieder“ stellen sich nach wie vor als Favoriten heraus, die immer funktionieren, um die Masse in Stimmung zu bringen. Das Joachim-Witt-Cover „Der goldene Reiter“ bestückt auch die heutige Setlist und ist nun auch auf dem nagelneuen Album für zu Hause verewigt. Also, wenn die Sehnsucht nach guter Liveunterhaltung brennt, sollte die Platte von Erik Cohen dieses Verlangen stillen. Wenigsten so lange, bis die gesamte Truppe wieder auf der Bühne steht.