Wenn ich in die Gesichter schaue, ist das hier heute eine Ü40-Party! Zu dieser Aussage von Erik Cohen gibt es nur einige untergehende Proteste aus dem Publikum. Dann schließt der Sänger dieses Kapitel mit dem Satz: „Auch wir werden nicht älter.“
Die Zeit verfliegt im Nu. Erik Cohen oder auch Jack Letten kann es mit Bestimmtheit bestätigen, denn die Gründung seiner ehemaligen Band Smoke Blow liegt mittlerweile schlappe 20 Jahre zurück. Als Solokünstler ist der Kieler im verflixten siebten Jahr mit dem dritten Album am Start. „III“ ist die magische Zahl, die den Herrn von der deutschen Ostseeküste an den Rhein nach Düsseldorf bringt.
Die Early Show fängt zur angegebenen Uhrzeit pünktlich an. Um 20.15 Uhr betreten die drei Musiker die Bühne und spielen ihre Instrumente ein. Krankheitsbedingt gibt es in der Mannschaft zwei Auswechselspieler, was im Vorfeld schon angemerkt wurde, falls es in den Songs etwas ruckelt und wackelt. Auffälligkeiten werden jedenfalls nicht bemerkt, und wenn schon, in dem Mix aus rockendem Pop und metallenem Rock darf das sein! Zur Komplettierung tritt schließlich der Frontmann ins schummerige Licht. Auf seinem T-Shirt steht Fear – soll dies ein Selbstschutz sein oder müssen wir uns, also das Publikum, in Acht nehmen? Auf seine Hardcore-Fans in den ersten Reihen kann sich Erik Cohen verlassen, denn diese haben schon 2016 den Zweitling „Weißes Rauschen“ im zakk abgerockt und wollen die neuen Stücke live keinesfalls verpassen.
Der breite Abstand von der ersten Reihe bis zur Bühne wird bei den ersten Gitarrenriffs schnell schmaler. Die Arme der Fans gehen hoch und das erste Bier schwappt über den Becher. Noch ist alles ziemlich harmlos, bis die Meute so richtig aufdreht, dauert es ein paar Songs. In den nächsten 90 Minuten dreht sich nicht alles nur um das aktuelle Album, dafür hat Erik Cohen genügend Hammermaterial auf seinen ein, zwei, drei Rundlingen gepresst. Die erste Single aus „III“ , „Mexikanische Lieder“ lässt die Leute im Refrain mitsingen. Die Stimmung schwellt immer weiter an, daran sind Stücke wie „Fährwolf“ etwa, nicht minder Schuld daran sind.
Das blaue Kreuz auf weißem Rand, welches im Hintergrund die Bühnenwand ziert, wird mit gezügelten Stimmbändern in „Neues Blut“ besungen. Trotz melodischem Leisegang bleibt den Jungs aus der Band keine Zeit zum ausruhen. Die Fans wollen bespaßt werden und das ist für Erik Cohen und seine Mannen eine Leichtigkeit. Moin, Moin und Hallo! „Treue Herzen“ ist der Auslöser zum Pogen. Im ersten Drittel schubsen sich Körper zum Takt mit großen Spaßfaktor aneinander.
Die druckvollen Songs vom Debüt wie „Chrom“ oder „Dirigent“ werden gefordert und abgefeiert. Das Publikum ist aus dem Häuschen und die gute Laune wächst und wächst, wenn auch „Hollywood“ die Setlist bereichert. Die treibende Sound kurbelt auch die Zeiger der Uhr schneller an. Gefühlt hat einen gerade noch „ Schattenland“ in den Schwitzkasten genommen, stellt Erik schon die Masterfrage, welche Lieder es zum Schluss noch einmal sein dürfen. Die Fans einigen sich auf die schwierige Frage mit „Käpitän“, „Hollywood“ und „Mexikanische Lieder“.
Prompt werden die drei Wünsche erfüllt! Das Publikum ist glücklich und feiert genüsslich. Erik Cohen nutzt die Gelegenheit, verlässt die Bühne und rockt zwischen seinen Leuten hautnah ab.