Obwohl die australische Band, die sich Pschedelic Porn Crumpets getauft hat, auch ihre Gitarren eingepackt hat, ist ihre Musik das genaue Gegenteil von Interpol. Der typische Südstaaten-Countryrock wurde dem Quartett aus Perth auch nicht mit in die Wiege gelegt, sondern die härtere Variante. Zwei Albem zählt das Quartett sein Eigen. Das dritte erscheint in Kürze. „High Visceral, Part 1“ und „Part 2“ heißen die Longplayer der Herren, die ihre Haare zum psychedelischen Klang der Gitarren locker mitschwingen. Dass die Band mit ihren Songs viel Live-Erfahrung gesammelt hat, sieht und hört man den Australiern zweifelsohne an. Die harten Riffs wechseln sich mit melodischen Takten ab, oder grollen mächtig durch die Boxen. Als Aufheizer für Interpol ein ziemlich chaotisches Klanggewirr, dass nicht jeder Zuschauer so erwartet hat.
„Turn On The Bright Lights“ wiederum heißt das erste Album von Interpol aus dem Jahr 2002. Mit ihrem frischen New-Wave- und Post-Punk-Sound lagen die New Yorker genau richtig und machten sich schnell einen bleibenden Namen in der Szene. Mittlerweile sind von den Gründungsmitgliedern aus 1997 nur noch Sänger/Gitarrist Paul Banks und Gitarrist Daniel Kessler dabei. Am Schlagzeug sitzt seit 19 Jahren Samuel Fogarino. „Marauder“, das im letztem Jahr erschien, ist das mittlerweile sechste Album der Band. Um die neuen Songs live zu hören, hatte der Interpol-Fan im Veröffentlichungsjahr 2018 nur zwei Möglichkeiten: Berlin oder Hamburg. Der Rest des Landes wurde von den Amerikanern nicht bespielt. Doch dabei bleibt es nicht, eine Medien- und Musikstadt wie Köln muss natürlich noch mit auf den Tourplan, wenn auch einige Monate später.
Nachdem die Vorband fertig ist, füllt sich das Kölner E-Werk und von der anfängliche Leere im Saal ist nichts mehr zu sehen. Gut gekleidet wie eh und je, betreten die Amerikaner die Bühne und greifen zunächst mit „Pioneer To The Falls“ und dem Stimmungsantreibenden „C´mere“ auf älteres Songs zurück, bevor etwas aktuelles mit „If You Really Love Nothing“ das postpunkige Level hält. Außer diesem werden insgesamt nur drei „Marauder“-Stücke gespielt. Die vielen grau-melierten Frisuren im Publikum werden es sicherlich auch mit Freude aufgenommen haben, dass Interpol sich durch ihre Jahre spielen.
An solch einem Abend wird mal wieder bewusst, wie viele Perlen die Herren aus Übersee in zwei Jahrzehnten geschaffen haben. Wie melancholisch die volle, dunkle Stimme von Paul Banks bei Stücken wie „NYC“ doch klingt und das flirrende Gitarrenspiel von Daniel Kessler traumhaft dazu passt. Dann werden die Saiten wieder stumpf gespielt und die Drums geben den Takt zum Mitmachen an. Dem Publikum gefällt es und quittiert es mit frenetischen Applaus.
Paul Banks bedankt sich zwischen den Songs, stellt die Band bei nächster Gelegenheit vor. Mehr gesprochenes Wort gibt es nicht. Singend ist uns der Herr am Mikrofon auch viel lieber.
Als „Evil“ erklingt, bekommt Banks stimmliche Unterstützung von den mittanzenden Fans. Dass die Stimmung bei diesem Konzert kippt, muss niemand befürchten, nur das die Zeit trotz der 17 Songs rasend umgeht. Gerade noch ist das Publikum zu dem sicherlich nicht langsam gespielten Saiten von „Slow Hands“ ausgerastet, stehen die Besucher schon fordernd vor der Bühne. Lange müssen sie keinen Krach machen, denn Interpol stehen in ihren schwarzen Anzügen eilig wieder im bunten Licht der Scheinwerfer und bändigen mit „Lights“ die fordernde Meute. Zwei geben sie noch oben drauf. Lassen es die Gitarren mit ihren Wohlklang schnell erledigen. Dann gehört das Konzert im Kölner E-Werk nach ca. 90 Minuten leider schon der Vergangenheit an.