Wenn Kettcar einladen, wird es voll. Nach der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Ich vs.Wir“ und den daraufhin angekündigten Tourdaten, brauchen die Hamburger die Einsamkeit nicht fürchten. Egal an welchem Tag sie in welcher Stadt spielen, die Fans kommen, damit am Tag des Tages fast immer ein ausverkauft auf dem Plakat am Eingang steht!
So auch im Palladium in Köln – der bislang größten, ausverkauften Einzelshow von Kettcar seit Bandbestehen, so die Aussage von Marcus Wiebusch. Die unbekannte sympathische Band aus Anfangstagen, behält auch nach 17 Jahren vor einem großen Publikum ihr freundliches Gesicht.
Das sich einige Leute daran stoßen, dass Kettcar sich politisch äußern, stört an diesen Abend niemanden. Warum auch? Als Musiker hat man es nun mal einfacher seine Meinung in der Öffentlichkeit zu verbreiten, außerdem muss nicht jeder die Meinung anderer teilen. Ihren neu erworbenen Status als Polit-Punk-Band belächeln die fünf humorvoll. Und überhaupt, für die nächsten zwei Stunden haben die Hamburger genügend Nostalgisches ihrer anderen vier Alben mit nach Köln gebracht.
Damit die 4.000 Zuschauer nicht lange still stehen, steht die „Trostbrücke Süd“ als erstes auf dem Programm. Danach greift die Band mit „Balkon gegenüber“ weit in das Jahr 2002 zurück. Obwohl die ganz große Halle nicht der gewohnten Kettcar Umgebung entspricht, gibt es keinen Grund zur Sorge. Kettcar begeistern ihre Leute bis in die letzte Reihe. Die leicht vibrierende Stimme von Marcus Wiebusch, die gerade noch „Graceland“ besang, erzählt nun die Geschichte aus dem „Sommer´89“. Im Anschluss „Wagenburg“ das nächste gesellschaftskritische Stück, welches ebenso Begeisterung im Publikum auslöst wie die anderen ausgewählten Sachen von „Ich vs. Wir“.
Mit dem neu erworbenen Politkrönchen auf dem Haupt kündigt Wiebusch den Drei-Song-Emoblock an. Drei Liebeslieder am Stück, die für die Besungenen im Text nicht immer gut ausgehen. Die druckvollen Gitarren werden nun beiseite gelegt, damit die Emotionen beim still zuhörenden Publikum ankommen. Der Gesang des Publikums ist bei „Balu“ in deutlich zu hören, so als würden alle 4.00 Menschen mitsingen.
Mit der Liebe reicht es für heute und die Instrumente müssen bei „Benzin und Kartoffelchips“ wieder alles geben. Obwohl die Band des Öfteren in der Domstadt war, muss Bassist Reimer Bustorff sein Tagerlebnis, die Begegnung mit zwei Minions, während des Konzertes leicht fassungslos, den Anwesenden berichten. Das ist der kleine Unterschied zum kühlen Norden, so etwas ist hier in Köln ganz normal. Wenn im gegenüberliegenden E-Werk eine Karnevalsveranstaltung stattfindet, dürfen auch gelbe Männchen bei Tageslicht vor die Tür.
Ohne Kostüm und gelben Gesichtern hauen die Herren zum Endspurt mit „Deiche“ und „Landungsbrücken“ noch ein paar Mitsinggranaten raus. Die Fans im hintersten Winkel, die sich ungewollt „Auf Den Billigen Plätzen“ aufhalten, bekommen diesen Song gewidmet. Viel fürs Auge gibt es aus dieser Entfernung nicht, doch die gute Stimmung dringt überall hin, so dass niemand unzufrieden die Halle verlässt.