Sonntagabend, Stahlwerk Düsseldorf, Auftritt: Schrottgrenze. Die Band hat schon im letzten Jahr Kettcar-Konzerte eröffnet und dabei ihr Album „Alles zerpflücken“ angemeldet. Seit einigen Monaten ist die Scheibe draußen und davon stehen natürlich aus einige erlesene Songs auf der Setlist. In wechselnder Besetzung musizieren Schrottgrenze schon seit 1994. Der Sound bewegt sich durch verschiedene Genres von Pop bis Punk. Wer die Band schon aus vergangenen Tagen kennt, bekommt heute auch ältere Stücke wie „Am gleichen Meer“ zu Gehör und kann sich zudem mit dem aktuellen Sound von „Alles zerpflücken“ anfreunden. Als kleinen Dank, die Show eröffnen zu dürfen, spielen sie das wahrscheinliche Liebllingsstück „Fernglas“ für Kettcar und machen nach einer gefeierten Runde Platz für die Hauptakteure des Abends.
Dann bewegt sich der große Zeiger der Uhr Richtung 9. Im Stahlwerk wird es zunehmend voller und wärmer. Als Kettcar die Bühne betreten, werden die Musiker, ohne was getan zu haben, nur für ihr Erscheinen herzlich laut begrüßt. Weniger laut leitet „Volle Distanz“ den Abend ein. Es dauert aber nicht lange, bis Marcus Wiebusch und seine Kollegen warm werden und mit „Money Left To Burn“ das Haus erschüttern. In diesem treibenden Tempo geht es rasant durch die Jahre der Hamburger Band. Damit die Zeit nicht zu schnell verfliegt, werden die Instrumente immer wieder gedrosselt und Stücke wie „Rettung“ als Bewegungsdämpfer in die Show eingebaut.
Außer Musik machen können Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff auch kurzweilige Geschichten erzählen. Ob es immer stimmt, was die beiden sich da zusammen reimen, ist fraglich. Als Wiebusch vom gemeinsamen Proberaum und dem dortigen Hausmeister Peter erzählt, der die Band in seinem Etablissement auftreten lassen will, damit sie an Bekanntheit gewinnen, behauptet der Sänger, dass dies keine Lügengeschichte sei. Und dass es einen Shitstorm von drei Leuten gab, die sich über die zweite Strophe von „Balkon gegenüber“ beschwerten, sollen wir ebenfalls glauben. Damit sich dies heute beim Konzert nicht wiederholt, dürfen die Zuschauer darüber abstimmen. Am Ende gewinnt die neue Fassung des Songs, bei dem die Erweiterung des Stücks die Sicht des Typen vom Balkon beschreibt.
Wie im Lied, geht auch hier alles weiter. Der unbestimmte Abschied wird Kettcar von den Düsseldorfer Fans besonders schwierig und emotional gemacht. Die Fans hören einfach nicht auf lautstark zu applaudieren, was heißen soll: ihr könnt doch nicht einfach wieder für Jahre von der Bildfläche verschwinden. Wie sehr die Hanseaten schon in der Vergangenheit vermisst wurden, hat sich mit der Rückkehr des Albums „Ich vs. Wir“ schon bestätigt. Den minutenlangen Zuspruch genießen die Fünf jedenfalls, auch wenn Menschen aus dem Norden doch gar nicht emotional sind, oder es vielleicht nicht gerne zeigen? Nach dem andauernden Beifallsregen geht es gefasst weiter und die Anwesenden bekommen das, wofür sie hier sind, Emotionen und Abriss mit Chorgesang bis die „Deiche“ brechen.
Tschö, Tschüss, auf Wiedersehen! Bleibt nicht so lange weg. Man sieht sich bekannterweise immer ein zweites Mal im Leben. Oder auch ein drittes, viertes…