Foto: Inken Petersen
Es ist Samstagabend und ein gut gefüllter Saal im Funkhaus wartet auf das Duo Lea Porcelain.
Zugegebenermaßen ist der Support Ricardo Domeneck für uns nicht ganz so einladend. Das Konzept, welches aus einer Art Poetry Slam/Erzählung mit elektronischen/experimentellen Klängen im Hintergrund besteht, ist zwar interessant, uns persönlich stimmt es jedoch nicht ein. Dem Großteil des Publikums scheint es zu gefallen. Doch der Abend gehört Lea Porcelain, die eigentlich zu zweit Musik machen und aus dem Sänger und Gitarristen Markus Nikolaus sowie aus dem Produzenten und Synthie-Spieler Julien Bracht besteht. Auf der Bühne holen sie sich Unterstützung von einem Schlagzeuger und einem weiteren Gitarristen.
Der Saal ist gespenstisch und schön zugleich, und die Band betritt die Bühne. Ohne großes Gerede fangen sie an und stimmen die Fans mit „Warsaw Street“ vom Debütalbum „Hymns to the Night“ aus dem Jahre 2017 ein. Es dröhnen schwere Gitarrenklänge, untermauert von Synthies, die sich mit Markus‘ tiefer Stimme perfekt vereinen.
Ihr Musikstil ist spannend, denn der vordergründige Post-Punk-/Indie-Rock-Sound wird mit Synthies vermischt, wodurch der charakteristische Lea-Sound zum Vorschein kommt. Live haben die Songs eine doppelte Wucht, denn hier prallen die hämmernden Bass- und Gitarrenklänge in Kombination mit Juliens Electronic-Künsten noch deutlicher aufeinander, was z.B. bei „A Faraway Land“ und „Gotta Run“ deutlich wird. Dazu wird das Konzert von einer düsteren Lichter- und Nebelshow begleitet, wobei Sänger Markus immer wieder im Nebel verschwindet und das Ganze dramatisch und melancholisch zugleich wirken lässt.
Die Band taut irgendwann auf und stellt sich zwischendurch vor und Julien bezeichnet sie als seine „beste Freundesgang“. Süß ist auch, wie er sagt, dass Markus sein bester Freund ist und sie Höhen und Tiefen miteinander erleben durften und das auch immer so weitergehen wird.
Doch auch die ruhigeren Songs strotzen vor Kraft. „A Year from Here“ wird von einer Ukulele untermalt, was beim Lea-Sound nicht oft vorkommt, doch das Schöne ist, dass es trotzdem nach Lea Porcelain klingt und die Ukulele wunderbar zu diesem Song passt, was sie durch ihre Fans zu spüren bekommen und auf große Zustimmung trifft, uns eingeschlossen.
Im nächsten Moment ertönen Trommelklänge eines uns unbekannten Songs und gleichzeitig zündet der Sänger etwas an, was sich als Räucherstäbchen herausstellt, womit er sich im Laufe des Songs von der Bühne inmitten des Publikums begibt. Die Szene hat etwas von Beschwörung und ist aufregend, was durch den Gesang und die irgendwie schamanisch angehauchten Klänge komplettiert wird. Kurze Zeit danach riecht es im Saal nach den Räucherstäbchen und ich fühle mich wie in Trance.
Natürlich findet auch dieses Konzert ein Ende, für eine Zugabe kommen sie aber nochmals auf die Bühne. Gespielt wird ein Cover von Bruce Springsteens „Streets of Philadelphia“. Das Konzert endet mit dem schönen Stück „I Am Ok“, welches ebenso vordergründig von einer Ukulele bestimmt ist.
Dass das Konzert gut sein muss, war fast vorherbestimmt, denn das Debütalbum wurde unter anderem im Funkhaus aufgenommen. So kommt schließlich eins und eins zusammen.