Der Ort für das Konzert von Ben Cooper alias Radical Face hätte kaum besser gewählt sein können: Das ehemalige Krematorium Silent Green mit seinem leicht morbiden Charme (die Nischen für die Urnen!) und seiner feierlichen Stimmung (die Lichtbäume!) passt perfekt zu den Stücken von Cooper, in denen es oft um Tod, Gewalt, Geister und Transzendenz geht. Auch das Publikum scheint die Ausstrahlung des Ortes zu spüren, werden doch kaum Unterhaltungen geführt und wenn, dann nur im Flüsterton. Zudem entsteht durch die Nähe zwischen Zuschauern und Band eine besondere Intimität.
Radical Face wird live von vier Musikern unterstützt, die neben der klassischen Bandinstrumentierung auch Querflöte und Cello spielen. Insbesondere letzteres ist zentral für die Songs, verleiht es ihnen doch eine Erhabenheit, die oft in Traurigkeit kippt. Dass die Stimmung allerdings nicht zu bedeutungsschwanger wird, dafür sorgt Cooper mit vielen witzigen Bemerkungen zwischen den Stücken. Und auch seine Band ist gut drauf, immer wieder wird sich gegenseitig geneckt.
Musikalisch weiß der Abend zu überzeugen, auch wenn er mit einer Stunde relativ kurz ist. Die Dramaturgie, die auf Platte hervorragend funktioniert, setzen die Musiker auch live gut um. Ob das dunkel-dramatische „Black Eyes“ das feudale „Always Gold“ oder das fein gesponnene „Secrets (Cellar Door)“, Radical Faces Südstaaten-Gothic-Geschichten passt ihr folkiges Live-Gewand wunderbar. Und am Ende, als zur Zugabe ein fröhliches Medley aus Disneys altem Zeichentrickfilm „Robin Hood“ erklingt, tanzen auch die Geister dieses alten Gemäuers.