Es beginnt mit einem Knall. Zwei Konfettikanonen schießen eine große Ladung schwarzglänzender Papierschnipsel in den Zuschauerraum. Es gibt ja auch etwas zu feiern – vor zehn Jahren erschien „To Lose My Life…“, die Debüt-LP der White Lies. Wie inzwischen fast üblich, geht auch das englische Trio damit auf Jubiläumstour und spielt das Album einmal komplett. Die Bühne im Berliner Tempodrom ist entsprechend dem Artwork der Platte komplett in schwarz gehalten, drei Lichtsäulen in der Mitte stilisieren das Cover. Und zu den ersten Klängen des Eröffnungsstücks „Death“ mit seinem charakteristischen Basslauf knallen die Kanonen.
Ansonsten ist die Bühnenshow minimalistisch. Bis auf weiße Lichtsäulen und Scheinwerfer gibt es keine Lightshow, Frontmann Harry McVeigh hält die Ansagen auf einem niedrigen Level, und die Band – unterstützt von einem weiteren Musiker an den Keyboards – konzentrieren sich vor allem auf die Musik. Die braucht auch keinen zusätzlichen Klimbim, sie hat auch zehn Jahre nach Erscheinen nichts von ihrer Wucht verloren. Ob nun die bekannten „Death“ und „Farewell To The Fairground“ oder andere Albumtracks wie „A Place To Hide“ und „The Price Of Love“, die Mischung aus Post-Punk und Stadionrock, deren Texte nur die ganz großen Themen wie Leben und Tod, Liebe und Verrat verhandeln und von McVeigh in dunklem Timbre vorgetragen werden, trifft das Publikum mit existenzialistischer Kraft. Nicht umsonst singen einige im Publikum mit geschlossenen Augen mit, als handle es sich um ein Gebet während eines Gottesdienstes.
Die zweite Hälfte des Konzerts wird mit „Time To Give“ vom aktuellen Album „Five“ eröffnet. Teil zwei bestreiten die White Lies mit einer Art Best-Of des restlichen Backkatalogs. Auch am Bühnenbild ändert sich dafür etwas, plötzlich sind bunte Scheinwerfer im Einsatz. Das passt auch zu den Songs, die nun nicht mehr von Bass, Schlagzeug und Gitarre dominiert werden, sondern häufig von Synthieflächen. Das macht die Songs poppiger, wirkt dann im direkten Vergleich mit den Songs von „To Lose My Life…“ aber manchmal etwas flach und cheesy. Einzig der letzte Song des Sets, „Bigger Than Us“ vom zweiten Album „Ritual“, kann noch einmal diese Wucht heraufbeschwören. Passenderweise knallen dazu noch einmal die Konfettikanonen.