Es wirkt nur auf den ersten Blick etwas seltsam, wenn der Kanadier Sam Vance-Law als Nachfolger seines Debütalbums „Homotopia“ eine EP präsentiert, auf der er vier alte Kracher der Neuen Deutschen Welle covert. Denn erstens lebt der Musiker schon länger in der deutschen Hauptstadt und zweitens: „Als ich in meinen ersten Berlin-Jahren nach einer Weile auch wirkliche Berliner in meinem Freundeskreis hatte, war ich auf vielen privaten WG-Parties – und da liefen öfter diese NDW-Songs, die alle mitgrölen konnten. Ich habe die geliebt – und hatte vorher noch nie von denen gehört.“
Ihre Zeitlosigkeit war es auch, die Vance-Law und seine Band auf die Idee brachten, sich der NDW zu widmen. „Lieder wie ‚Eisbär‘ oder ‚Neue Männer braucht das Land‘ klangen schon damals außergewöhnlich, weil sie eine ganze eigene Sprache und Stimmung haben, die man zu der Zeit anderswo extrem selten fand.“
Zusammen mit Drangsal nimmt er sich auch des heute nicht mehr ganz so bekannten Stücks „Ich will nicht älter werden“ an. Und zum fast unvermeidlichen „Major Tom“ von Peter Schilling sagt Vance-Law: „Ein faszinierender Song. Den konnte bei diesen Partys wirklich jeder mitsingen, aber wenn man sich ihn genau anschaut, ist er eigentlich völlig irre. Das Arrangement macht an einigen Stellen aus musikalischer Sicht überhaupt keinen Sinn. Aber am Ende macht es gerade das so intensiv. Und dann dieses creepy Flüstern von Schilling – herrlich!“