alt-J – Relaxer

In Reviews von Eric

Vor den Aufnahmen ihres neuen Albums „Relaxer“ scheinen alt-J einige Vietnamkriegs-Filme gesehen bzw. die Soundtracks gehört zu haben. Denn „Apocalypse Now“, „Platoon“ und Co. bestachen neben ihrer Bildgewalt ebenso durch ihre Songs, die auch die GIs vor Ort hörten. Das wabernde Gitarrenriff des Openers, das sich durch einen schweren TripHop-Beat und gelegentliche, verfremdete Zither-Klänge schiebt, greift nach ca. anderthalb Minuten deutlich das Motiv von „The End“ von The Doors auf. Auch die Stimmung des Stücks deutet in eine ähnliche Richtung – bis der liebliche, fast knabenhafte Gesang einsetzt. Und der Titel, „3WW“, soll das „World War 3“ heißen? Auch die Umdeutung des Animals-Klassikers „House Of The Rising Sun“ in eine fünfeinhalbminütige Symphonie inklusive Streichorchester würde sicher auch Francis Ford Coppola gefallen.

Allein diese beiden Songs zeigen den Anspielungsreichtum, den Eklektizismus und die Mehrdeutigkeit, die für das englische Trio so typisch sind und über die Musik hinausweisen. Aber auch ihren frickligen Groove und ihre präzisen Hooks zeigen alt-J auf ihrer dritten LP. Wie im irren Space-Invaders-Gospel „In Cold Blood“ oder im Schweinerock-Orgel-Loop von „Hit Me Like The Snare“. Der hechelnde TripHop von „Deadcrush“ wirkt da schon fast konventionell.

Auch wenn man nicht jeder Idee von alt-J auf dem Album folgen will – etwa der christliche Motive zitierenden Minioper „Pleader“ –, so muss man doch den Hut vor diesem Hang zur Überdrehtheit, ja zum Größenwahn ziehen. In acht Songs passiert hier mehr als bei einigen Bands in einer ganzen Karriere.

Tracklisting

  1. 3WW
  2. In Cold Blood
  3. House Of The Rising Sun
  4. Hit Me Like That Snare
  5. Deadcrush
  6. Adeline
  7. Last Year
  8. Pleader