Beth Gibbons – Lives Outgrown

In Reviews von Eric

Beth Gibbons ist als Musikerin sehr umtriebig. Bekannt vor allem als Sängerin von Portishead, aber auch in vielen Kollaborationen aktiv – vom polnischen Symphonieorchester über Rustin Man bis zu Kendrick Lamar. Umso verwunderlicher also, dass die Engländerin so lange brauchte, bis sie ihr erstes Soloalbum veröffentlicht. Aber erst jetzt, mit fast 60, war für sie anscheinend der richtige Zeitpunkt gekommen.

Denn mit „Lives Outgrown“ erschuf Gibbons ihr persönlichstes Werk, für das sie durch eine Periode anhaltender Reflexion und Veränderung ging und viele Abschiede zu bewältigen hatte – von der Familie, von Freunden, sogar von ihrem früheren Ich. Ihr Blick geht vor allem zurück und hat trotzdem einen schärferen Fokus. Die Songs handeln von Mutterschaft, Ängsten und den Wechseljahren sowie fast zwangsläufig von Sterblichkeit. „Wenn man jung ist, weiß man nie, wie es ausgeht, man weiß nicht, wie es weitergehen wird. Man denkt: Wir werden das schon überstehen“, erklärt Gibbons.

Der begleitende Klang ist eine Art Unplugged-Version von Portishead – TripHop, aber ohne Beats und gespielt mit akustischen Instrumenten. Der Sound wird außerdem um ungewöhnliche Instrumente wie Laute und Hackbrett erweitert, wohl dosierte Streicher und Bläser verleihen den Songs Körper und Tiefe. Mit ihren musikalischen Mitstreitern Lee Harris (Talk Talk) und James Ford (Produzent u.a. für die Arctic Monkeys) war Gibbons zudem auf der Suche nach ungewöhnlichen Schlagzeug- und Percussionklängen – Paella-Schüsseln, Tupperware und Wasserflaschen wurden dafür zweckentfremdet.

Im Ergebnis ist „Lives Outgrown“ ein trauriges Werk in Moll, das nicht einfach zugänglich ist, aber eine düstere Faszination ausübt.

Tracklisting

  1. Tell Me Who You Are Today
  2. Floating On A Moment
  3. Burden Of Life
  4. Lost Changes
  5. Rewind
  6. Reaching Out
  7. Oceans
  8. For Sale
  9. Beyond The Sun
  10. Whispering Love