Blood Red Shoes – Ghosts On Tape

Das neue, sechste Album von Blood Red Shoes beginnt völlig untypisch – mit einem unheimlichen Pianostück. Normalerweise ist das englische Duo für hochenergetischen, skelettierten Rock bekannt, aber „Comply“ weist in seiner bedrohlich-düsteren Art den richtigen Weg für „Ghosts On Tape“. Für die LP ließen sich Laura-Mary Carter und Steven Ansell von True-Crime-Dokus und -Podcasts inspirieren, so dass viele Songs aus der Sicht von dunklen, abgründigen Charakteren erzählt sind.

Aufgenommen wurde die Platte bereits im März 2020, doch Blood Red Shoes wollten mit der Veröffentlichung warten, bis wieder eine gewisse Normalität nach andauerndem Corona-Ausnahmezustand Einzug hält. Stattdessen folgte im Sommer erst die EP „Ø“, bevor sich das Duo zum Release ihres neuen Albums entschloss.

Darauf zu finden sind einerseits die üblichen BRS-Zutaten aus wild geprügeltem Schlagzeug und lauten Gitarren, andererseits ist auch der Wunsch nach musikalischer Weiterentwicklung zu spüren, indem Carter und Ansell Neues in ihren Sound inkorporieren. Zuvorderst sind das kalt klingende Retro-Synthesizer wie aus einem alten Horrorfilm – etwa bei „Sucker“ oder „I Am Not You“ –, aber auch Drumcomputer-Beats und ein Gothic-Bass sind zu hören. Hits in der typischen Balance aus heavy, melodisch und tanzbar sind mit „I Lose Whatever I Own“ und vor allem „Morbid Fascination“ ebenfalls vorhanden. Hervorzuheben ist zudem das auf einer einzelnen Gitarre basierende „Begging“, das durch dieses disparate Spiel besonders beklemmend wirkt.

Auch wenn es Blood Red Shoes eigentlich nicht mehr beweisen müssen, ist „Ghosts On Tape“ ein weiterer Beleg, dass sie eines der besten Rockduos überhaupt sind.

1. Comply
2. Morbid Fascination
3. Murder Me
4. Seque 1 (I’ve Been Watching You)
5. Give Up
6. Sucker
7. Begging
8. Seque 2 (You Claim To Understand)
9. I Am Not You
10. Dig A Hole
11. I Lose Whatever I Own
12. Segue 3 (What Have You Been Waiting For)
13. Four Two Seven