Courtney Barnett – Things Take Time, Take Time

In Reviews von Eric

Ihre bekenntnisreichen, grüblerischen Lyrics und ihre schluffige Unperfektheit, die sich sowohl in der Musik als auch in den Texten widerspiegelten, machten Courtney Barnett mit nur zwei Alben zu einer der angesehensten Songwriterinnen. Für ihr drittes Werk „Things Take Time, Take Time“ wählt die Australierin nun einen anderen Ansatz: musikalisch, indem sie aus ihrem Slacker-Indie den Grunge-Einschlag entfernt und ihn ruhiger, sanfter klingen lässt; und lyrisch, weil Barnett einen positiveren, optimistischeren Blick auf die Dinge gewonnen hat – in ihren eigenen Worten: „The world is so pointless, and so fucked in so many ways, but there’s so many beautiful little small moments happening.“

Das vorab veröffentlichte „Before You Gotta Go“ wies dabei bereits den Weg für das Album – zu Midtempo-Instrumentierung singt die Musikerin: „If something were to happen my dear, I wouldn’t want the last words you hear to be unkind.“ Wie diese Zeilen zeigen, dreht sich bei ihr diesmal viel um Liebe – nicht zwangsläufig um die romantische Art, sondern vor allem um die Liebe zu Freund*innen und nahestehenden Personen. Zusammen mit Produzentin Stella Mozgawa, die auch bei Warpaint am Schlagzeug sitzt, entwarf Barnett ein Soundkleid, das aus vielen leichthändigen Harmonien besteht und sich auf Drum-Machines, Wurlitzer-Piano, warme Akustik- und folkig angeschlagene E-Gitarren stützt.

Im Zentrum der LP steht dann aber mit „If I Don’t Hear From You Tonight“ doch ein „richtiger“ Lovesong, entwaffnend, cheesy und ehrlich zugleich, mit der eingängigen Zeile: „If loving you’s a crime, then gimme those front page headlines.“ Das anschaulichste Beispiel dafür, dass die Australierin diesmal versucht hat, einfach ihre Gefühle auszudrücken, oder wie sie selbst sagt „trying to communicate honestly instead of keeping [my feelings] guarded.“

Mit ihrem bisher fröhlichsten Album widerlegt Courtney Barnett nicht nur das gerne bemühte Klischee, dass nur leidende Künstler*innen große Kunst schaffen können, sondern beweist auch ihre Vielseitigkeit bei gleichbleibend hoher Qualität. Eine Musikerin für jede Jahreszeit.

Tracklisting

  1. Rae Street
  2. Sunfair Sundown
  3. Here’s The Thing
  4. Before You Gotta Go
  5. Turning Green
  6. Take It Day By Day
  7. If I Don’t Hear From You Tonight
  8. Write A List of Things To Look Forward To
  9. Splendour
  10. Oh The Night