Declan McKenna – What Do You Think About The Car?

In Reviews von Eric

Mit 18 Jahren sein Debütalbum zu veröffentlichen, ist schon aller Ehren wert. Aber für Declan McKenna ging es schon viel früher los: Mit 15 gewann er den Glastonbury-Talentwettbewerb, mit 16 hat er einen Anti-Kommerz- /Anti-FIFA-Fußballsong („Brazil“) als erste Single veröffentlicht. Sein großes Talent wird nun auf „What Do You Think About The Car?” offenkundig, genauso wie seine – für einen Teenager bemerkenswerte – Vorliebe für gesellschaftskritische Texte.

Mit Hilfe der stilsicheren Produktion von James Ford (Arctic Monkeys, Florence & The Machine) zaubert er nun einen beachtenswerten Erstling, der seine britische Herkunft umarmt, aber in eine international verständliche Sprache übersetzt. Mit Hirn, Herz, Gitarre und als Kind offenkundigem Zugriff auf eine geschmackvolle Plattensammlung schafft McKenna tolle (Indie-)Popsongs, die in ihrer Cleverness und ihrem Sound viel erwachsener als 18 klingen – mit viel Selbstvertrauen, teilweise Übermut, aber ohne Eingebildetheit.

Ein bisschen Jake Bugg, ein wenig Jamie T, etwas Alex Turner, sogar eine kleine Spur David Bowie lassen sich alle in den jungen Engländer hineinlesen. Aber er hält in seinen meist im Midtempo gehaltenen Songs seine eigene Sprache durch. Nicht zu rockige Gitarren bilden meist den Grundstock, zu denen sich immer wieder ein paar Synthesizer gesellen, die aber eher alt als modernistisch tönen. Von zu vielen elektronischen Spielereien nimmt McKenna genauso Abstand wie von einer zu aufgeblasenen Produktion. Und wenn er sich in „Paracetamol“ tiefergehende Gedanken über das das Mobbing eines Transgender-Teenagers oder in „The Kids Don’t Wanna Come Home “ über die Unsicherheiten seiner Generation macht, verzeiht man ihm leicht, dass dem einen oder anderen Stück eine eingängigere Hookline nicht geschadet hätte.

Declan McKenna ist der Anti-Justin-Bieber für die Generation Snapchat.

Tracklisting

  1. Humongous
  2. Brazil
  3. The Kids Don’t Wanna Come Home
  4. Mind
  5. Make Me Your Queen
  6. Isombard
  7. I Am Everyone Else
  8. Bethlehem
  9. Why Do You Feel So Down?
  10. Paracetamol
  11. Listen To Your Friends