Hayden Thorpe – Diviner

In Reviews von Eric

Die Tränen über das Ende der Wild Beasts sind immer noch nicht ganz getrocknet, da legt Ex-Frontmann Hayden Thorpe gut ein Jahr nach Abschieds-LP und -Tour der Band sein erstes Soloalbum vor. Thorpes markanter, dunkler Falsett-Gesang bildet dabei die natürliche Verbindung zu seiner ehemaligen Combo, aber auch die facettenreich-intensiven bzw. psychedelisch-melancholischen Soundscapes der Wild Beasts lassen sich entdecken. Dennoch ist „Diviner“ in seiner Reduktion ein hörbarer Neubeginn.

Dominiert bzw. geleitet werden die meisten Songs von einem Piano, das an die Neo-Klassik eines Nils Frahm erinnert. Die Erotik, die bei Wild Beasts auch mal schwitzig und dreckig sein durfte, weicht bei Thorpe solo einer fast immateriellen Eleganz, der Körperflüssigkeiten fremd zu sein scheinen. Die weiteren Instrumente, die sich dem Piano anschließen, ordnen sich dieser Zurückhaltung unter, keines drängt in den Vordergrund. 80ies-Ambient-Gitarren, nur milde antreibende Basslinien, kosmische Synthies, alles ist Teil eines Gesamtwerks. Textlich betreibt der Brite Soul-Searching nach dem biografischen Bruch des Bandsplits, und findet so zur eigenen Verletzlichkeit und emotionalen Wahrheit.

„Diviner“ ist wunderschön, oft zum Heulen schön, dennoch immer wieder distanziert. Eine Gefühlsreise, der der distinguierte Vortrag ein wenig die Wirkung nimmt.

Tracklisting

  1. Diviner
  2. Straight Lines
  3. Earthly Needs
  4. Love Crimes
  5. Stop Motion
  6. In My Name
  7. Anywhen
  8. Human Knot
  9. Spherical Time
  10. Impossible Object