James – All The Colours Of You

In Reviews von Martina

Manchmal ist es nur ein Album, manchmal platzt die Freundschaft aber nach dem berüchtigt-schwierigen dritten Album einer Band. Und machmal hält die Begeisterung mehrere Jahrzehnte, oder sogar ein ganzes Leben lang.

Gefühlt erst neulich, es war 1986, erschien „Stutter“, das Debüt von James. Schon mit dem ersten Album haben die Herren aus Manchester inklusive ihrem außergewöhnlichen Sänger und exzentrischen Tänzer Tim Booth einen unverwechselbaren Stil kreiert und für Aufsehen gesorgt. Wie so oft kam auch bei James jedoch 2001 der Stillstand. Doch sechs Jahre später erscheint die Band wieder auf der Bildfläche und beglückt die Fans mit neuer Musik im wunderbaren James- Sound.

2021 geht die Geschichte mit Album Nummer 16 weiter. Die Musik klingt leicht und unbeschwert, dennoch bilden sich Sorgenfalten auf dem poppigen Untergrund. In den Texten brodelt die Wut und die Briten machen sich Platz auf der Seele. Sei es der Ex- Präsident der US-Wahlheimat des Sängers, der für textlichen Inhalt sorgt. Die besonderen Zeiten, in denen wir uns gerade befinden, bieten reichlich Stoff und die Zerstörung der Natur wird ebenfalls mit tanzlastiger Melodie besungen.

Die Musik auf „All The Colours Of You“ ist keinesfalls deprimierend, sondern catchy, sensibel, bunt – mit viel Rhythmus und Elektronik auf Booths Hüftschwung zugeschnitten. Selbst das Stück „Recover“, welches den Verlust von Booths Schwiegervaters betrauert, der an Covid starb, bekommt einen tanzbaren Untergrund. Beschwingte Klänge in „Beautiful Beaches“ umranden die wütenden Waldbrände in Kalifornien. Doch egal, was gerade belastet, schon ab dem Titeltrack, dem zweiten Stück des Albums sind James in alter Bestform zu bewundern. Und so geht es auch weiter. „Miss America“ deckt den Balladen-Teil und den schönen hochtönigen Gesang ab. Beim bebenden Anfang von „Wherever It Takes“ sieht man Mr. Booth für den Gesang schon zum Megaphon greifen.

38 Jahre später hat das Altern den Herren bzw. der Band nicht geschadet! Auch wenn die Gitarren etwas in den Hintergrund geraten und die synthetischen Klänge sich mehrheitlich abzeichnen, wird die Band dahinter sofort identifiziert. James klingen frisch und unverkennbar und vielleicht sogar besser denn je. Alles klingt nach ihnen, so dass der Fan wunschlos glücklich zurück bleibt. In der Hoffnung, dass in zwei Jahren, zum 40-jährigen Bestehen, Album Nummer 17 die Freude wiederholt.

Tracklisting

  1. Zero
  2. All The Colours of You
  3. Recover
  4. Beautiful Beaches
  5. Wherever It Takes Us
  6. Hush
  7. Getting Myself Into
  8. Magic Bus
  9. Miss America
  10. Isabella
  11. XYST