Jimmy Eat World – Surviving

In Reviews von Eric

Jimmy Eat World wirken ja immer wie ganz normale Mittelschichts-Typen, die aus Spaß in einer Band spielen und aus Versehen Rockstars geworden sind. Alleine diese Guy-from-next-door-Aura macht das Quartett aus Arizona grundsympathisch. Vielleicht liegt es an dieser unprätentiöse Attitüde, dass die Band ihren Sound nur wenig variiert – sie spielt im Grunde immer noch den gleichen aufrichtigen und von Herzen kommenden Stil – in einem früheren Leben Emo-Rock genannt – wie zurzeit ihrer Großwerke rund um die Jahrtausendwende „Clarity“ und „Bleed American“. Dennoch (oder deswegen?) gab es auch nie ein wirklich schlechtes Album der Band.

Diese Regel bricht auch das neueste, insgesamt zehnte Album „Surviving“ nicht. Die Gitarren spielen eingängigen Akkorde und treiben sie im satten Zusammenspiel mit Bass und Schlagzeug zu infektiösen Melodien, zu denen Frontmann Jim Adkins mit (zu)packender Stimme als liebenswerter Jedermann seine ehrlichen, tiefempfundenen Texte singt. Dabei nähert er sich manchmal dem Kitsch, übertritt die rote Linie jedoch nie: „We’re alone at sunset – it’s only special once cause there’s an ending. And we realize we’re in a future memory.“

Die beiden Auftaktstücke geraten rockig, „Criminal Energy“ für JEW-Verhältnis sogar richtig hart. „Delivery“ ist dann ein prototypischer Song der Band – eine Hymne mit nicht zu viel und nicht zu wenig Pathos sowie einem himmelwärts strebenden Refrain, den man sofort mitsingen möchte. Doch Jimmy Eat World lassen es sich nicht nehmen, auch ein paar überraschende Gimmicks in ihre Songs einzubauen – den pulsierenden Synthie-Bass bei „555“ etwa oder das Saxofon-Solo in dem ansonsten griffigen Rocker „All The Way (Stay)“.
„One Mil“ beginnt als Akustikballade und steigert sich zu einer Hymne für alle Introvertierten: „I tried but I can waste a million chances before you’re gone, before I get your name.“ Noch mehr baut sich allerdings das abschließende „Congratulations“ auf, ein tolles Alternative-Rock-Stück, das in einem Vollgas-Finale endet, das auch Rage Against The Machine nicht verachtet hätten.

„Surviving“ erreicht nicht ganz die Klasse des Vorgängers „Integrity Blues“, zeigt aber, wie gut eine Combo mit der richtigen Mischung aus Introspektion und Selbstbewusstsein sowie der richtigen Band-Chemie auch nach 25 Jahren noch prosperieren kann.

Tracklisting

  1. Surviving
  2. Criminal Energy
  3. Delivery
  4. 555
  5. One Mil
  6. All The Way (Stay)
  7. Diamond
  8. Love Never
  9. Recommit
  10. Congratulations