Julien Baker – Little Oblivions

In Reviews von Eric

Auf ihrem neuen Album geht Julien Baker in die Vollen. Nachdem ihre vorherigen beiden LPs vom kammerspielartigen Zusammenwirken von spärlicher Gitarre und sprödem Klavier sowie Bakers Stimme lebten, gesellen sich nun Bass, Drums, Synthesizer, Banjo und Mandoline hinzu und sorgen für einen satten Band-Sound – obwohl sie den Großteil der Instrumente selbst einspielte.

Die Texte der US-Songschreiberin bleiben allerdings bekenntnisreich, geprägt von Schuld, Schmerzen und ihrer vormaligen Abhängigkeit, wie die erste Zeile des ersten Stücks deutlich macht: „Blacked out on a weekday; is there something that I’m trying to avoid?“ Der Kampf gegen die inneren Dämonen ist bei Baker stets ein spiritueller Kampf um das Seelenheil, in dem sich ihre Herkunft aus dem christlich-religiösen Süden der USA, Bible Belt genannt, spiegelt. Nur konsequent, dass sie sich im Album-Closer „Ziptie“ direkt an Gott wendet: „Good God, when’re you gonna call it off, climb down off the cross,and change your mind?“

Der reichhaltig klingende, mal wuchtig und mal elegant arrangierte Songwriter-Indie, den sich die Musikerin aus Memphis auf „Little Oblivions“ auferlegt, mit aufwallenden Synthie-Motiven, in Hall getauchten Gitarren und rumpelnden Drums, strahlt jetzt größeres Sendungsbewusstsein aus. Baker, mit einer Stimme wie von vielen Leben, singt nun direkt zu uns und weniger für sich selbst. Und wirkt dabei wie der „Faith Healer“, den sie beschwört: „Come put your hands on me.“ Ein Song von Julien Baker, so schmerzhaft er sein mag, ist immer auch eine kleine Erlösung.

Tracklisting

  1. Hardline
  2. Heatwave
  3. Faith Healer
  4. Relative Fiction
  5. Crying Wolf
  6. Bloodshot
  7. Ringside
  8. Favor
  9. Song In E
  10. Repeat
  11. Highlight Reel
  12. Ziptie