Justice – Hyperdrama

In Reviews von Eric

Gaspard Augé und Xavier de Rosnay haben mit ihrer Verbindung von House und (Prog-)Rock, von Techno und Pop ihr eigenes Genre geschaffen. Einen Justice-Track kann man normalerweise alleine wegen des Sounds zuordnen, auch wenn man ihn nicht kennt. Das französische Duo brachte den Rave aus den 90ern in die 2000er, mit viel Krach, Stress, Schweiß. Und schnellem Abnutzungspotenzial – will man heute wirklich noch „D.A.N.C.E.“ hören, den Hit des Debüts „†“? Umso erstaunlicher, dass sich Justice für ihre Studioalben immer lange Zeit lassen. Zwischen der jetzt vorliegenden, vierten LP und dem Vorgänger liegen ganze acht Jahre.

Dennoch ist „Hyperdrama“ klar als Justice-Werk zu erkennen: riecht ein bisschen, strengt an, macht Spaß, wird Ablehnung provozieren. Es lässt sich aber festhalten – das Duo bzw. sein Proto-Dance-Rock-House-Rave-Sound ist ruhiger geworden. Das schrille „Generator“, mit seinen hysterisch überdrehten Synthesizern und seinen zuschlagenden Basslinien ist eher die Ausnahme. Öfter sind distinguierte, reichhaltige Töne in vielschichtigen Texturen zu hören. Dafür haben sie mit dem kultivierten Electro-Dandy Kevin Parker von Tame Impala den richtigen Vokalisten gefunden, dessen Falsettgesang gut zu den buttrigen Beats von „Neverender“ und dem dunkleren „One Night/All Night“ passt. Aber auch die anderen Gäste machen ihre Sache gut und sorgen für Abwechslung, etwa Thundercat als The-Weeknd-Imitator beim spacig-klingelnden „The End“. Dazwischen mischen sich aber auch Tracks, bei denen wenig im Gehörgang hängen bleibt.

Justice haben ihre Gabe für Arena-freundliche Hooks nicht verloren und würzen sie mit Pop- und Disco-Einflüssen, erzeugen aber nicht durchgängig Euphorie.

Tracklisting

  1. Neverender (starring Tame Impala)
  2. Generator
  3. Afterimage (starring Rimon)
  4. One Night/All Night (starring Tame Impala)
  5. Dear Alan
  6. Incognito
  7. Mannequin Love
  8. Moonlight Rendez-Vous
  9. Explorer (starring Connan Mockasin)
  10. Muscle Memory
  11. Harpy Dream
  12. Saturnine (starring Miguel)
  13. The End (starring Thundercat)