Kneecap – Fine Art

In Reviews von Eric

Wer gedacht hat, dass Musik heutzutage keine subversive Kraft mehr besitzt – Kneecap aus Belfast beweisen das Gegenteil. Die konservative britische Presse sieht das HipHop-Trio als Gefahr für die Einheit des Königreichs – hier geht es gleichermaßen um Drogen, Freundschaft, Identitätspolitik und politische Gewalt; es wird teils auf Gälisch gerappt und einer trägt sogar eine Skimaske in den irischen (republikanischen) Farben!

Das Debütalbum von Móglaí Bap, Mo Chara und DJ Provaí spielt im fiktionalen Pub The Rutz in West-Belfast, wo während einer Nacht verschiedene Charaktere ein- und ausgehen – darunter auch Fontaines D.C.s Grian Chatten. „3CAG“ eröffnet als Wirbelwind-Mixer keltischer Melodien und ist ein eher zarter Beginn der Platte – danach wird mit voller Wucht aufs Gaspedal gedrückt und nicht mehr losgelassen. „Fine Art“ ist das Gegenteil von subtil, macht aber genau deshalb Spaß; ein drogenberauschter Ritt durch Kneecaps Nacht – lärmende Kokain-Wildheit („I’m Flush“), eine Feier der vereinenden Kraft eines Raves („Parful“), ein urkomischer Ketamin-Trip („Rhino Ket“ („I’m K-Holed off my head, this shit puts Rhinos to bed“)), ein aus dem Ruder laufender London-Trip („Harrow Road“). Dazu ein stetig pumpender Mix aus HipHop, Rave, Grime und Punk.

„Fine Art“ bewegt sich zwischen Musikalbum und Hörspiel, und obwohl Kneecaps Einflüsse von The Streets, Beastie Boys und Stormzy offensichtlich sind, gelingt dem Bürgerschreck-Trio ein sehr eigenes Werk.

Tracklisting

  1. 3CAG
  2. Fine Art
  3. Makin Headlines (Interlude)
  4. Ibh Fiacha Linne
  5. Never Gets A Round (Interlude)
  6. I’m Flush
  7. State Of Ya
  8. Better Way To Live
  9. Sick In The Head
  10. Love Making
  11. Amhrán Na Scadán (Interlude)
  12. Drug Dealin Pagans
  13. Kneecap Chaps (Interlude)
  14. Harrow Road
  15. Parful
  16. Rhino Ket
  17. Last Orders (Interlude)
  18. Way Too Much