Kylie – Disco

In Reviews von Wolf

Wer Kylie länger begleitet, der hat schon viel von ihr gesehen. Das Soap-Popsternchen in den 80ern, die Impossible-Indie-Princess in den 90ern und dann wieder die übermächtige Dance-Königin in den 00er Jahren. Ihr 2000er Album „Light Years“ legte den Grundstein für die folgende Dekade, in der sie mit ganzen fünf Alben immer obenauf schwamm. Danach war die Luft aber raus, was das (erst 2014 erschienene) halbherzige Album „Kiss Me Once“ deutlich darstellt. Die Veröffentlichung des fünften Best-Ofs, einer orchestralen „Abbey Road Session“ und einer Weihnachtsplatte brachten da auch nicht wirklich Schwung in die Bude.

Vor zwei Jahren kam dann mit „Golden“ wieder ein ernstzunehmendes musikalisches Lebenszeichen. Eine solide Popplatte, die den nicht wirklich revolutionären Aufhänger der Countrymusik hatte (ein ähnliches „Konzeptalbum“ hatte Miley Cyrus gerade ein Jahr vorher veröffentlicht), aber zumindest hatte sich jemand Mühe gegeben. Nach einem weiteren Best-Of im letzten Jahr gibt es jetzt wieder „Disco“ von Kylie.

Damit stehen wir nicht weit von der Stelle, an der sie vor zwanzig Jahren mit „Light Years“ stand, denn auch dieses Album widmete sich in erster Linie der Dance/Disco-Musik. Herausragende Hits wie damals „Your Disco Needs You“ oder „Kids“ fehlen auf der neuen Platte leider, aber „Magic“ und „Say Something“ können es durchaus mit „Spinning Around“ und „Light Years“ aufnehmen. Auch „Dance Floor Darling“ hat das Potential ein neuer Kylie-Klassiker zu werden. Als Produzent und Songschreiber ist wie beim letzten Album Sky Adams an Bord und sorgt dafür, dass die Platte in sich und auch im Vergleich zum Vorgänger stimmig wirkt. Einen schönen Bogen spannt da beispielsweise die Westerngitarre, die in „Say Something“ nochmal zum Einsatz kommt. Die restlichen Songs bewegen sich in klassischen 80er-Disco-Gefilden, ohne groß vom Weg abzukommen, wecken aber auch Erinnerungen an Vorgänger aus den 70ern wie Boney M oder Diana Ross.

Das ist zwar nicht sonderlich originell, aber genau das, wofür Kylie steht und wofür ihre Fans sie lieben. Nichts, was einen so wirklich aus den Socken haut, aber alles Songs, die sich nahtlos in das bestehende Repertoire einfügen, was sie bereits in einem exklusiven (im Vergleich zu regulären Kylie-Shows reduzierten, aber trotzdem großartigen) Konzert-Livestream unter Beweis stellte.

Wer das Beste nicht verpassen will, dem sei auf jeden Fall die Deluxe-Edition der CD-Version des Albums empfohlen. Unter deren vier Bonustracks befinden sich mit „Till You Love Somebody“ und „Fine Wine“ zwei weitere Hits, bei denen es ein Rätsel ist, warum sie es nicht aufs reguläre Album geschafft haben, und somit auch einer sich sicher lohnenden Auswertung als Single beraubt wurden.

Dieses Album könnte der Beginn einer neuen großartigen Kylie-Dekade werden.

Tracklisting

  1. Magic
  2. Miss A Thing
  3. Real Groove
  4. Monday Blues
  5. Supernova
  6. Say Something
  7. Last Chance
  8. I Love It
  9. Where Does The DJ Go?
  10. Dance Floor Darling
  11. Unstoppable
  12. Celebrate You