Low Island – If You Could Have It All Again

In Reviews von Eric

Es wäre ein Leichtes, das Debütalbum von Low Island als Zeitgeist- und Generationsmanifest zu lesen: Musikalisch legt sich das Quartett aus Oxford nicht auf ein Genre fest, sondern spannt Bögen von New Wave über Art-Rock zu Elektropop, bezugnehmend auf Bands aus näherer und fernerer Vergangenheit – Foals, Glass Animals, Radio 4, Devo, Talking Heads, um ein paar zu nennen. Inhaltlich drehen sich die Songs um Themen, die gemeinhin Menschen in ihren Zwanzigern zugeschrieben und vor dem Hintergrund der Corona-Krise noch verstärkt werden: critical awareness und self care, mit persönlich-kritischem Blick zurück und daraus entspringend der Drang zur Veränderung zum Besseren.

Man kann „If You Could Have It All Again“ aber auch einfach als clevere Popplatte genießen. Immerhin gelingt es Sänger und Multi-Instrumentalist Carlos Posada – der stimmlich sehr nah an Matt Healy von The 1975 ist –, Produzent Jamie Jay, Bassist Jacob Lively und Jazz-Schlagzeuger Felix Higginbottom meist, ruhigere Soundscapes (zweite Albumhälfte) wie tanzbare Tracks (erste Albumhälfte) überzeugend zu liefern. Letztere klingen zwar manchmal zu sehr nach Mitt-00er-Dance-Punk. Aber hey, ein Schuss LCD Soundsystem hat noch keiner Band geschadet, oder?

Ihr gelungenes Debütalbum ist das Schmiermittel, das die DIY-Bandmaschinerie – das Quartett übernimmt alles von Publishing- über Management- bis zu Live-Aktivitäten selbst – für einige Zeit am Laufen halten wird.

Tracklisting

  1. Hey Man,
  2. What Do You Stand For
  3. Don’t Let The Light In
  4. Don’t Let The Light In (Reprise)
  5. In Your Arms
  6. Who’s Having The Greatest Time?
  7. Feel Young Again
  8. I Do It For You
  9. Momentary
  10. Spaces Closing In
  11. What The Hell (Are You Gonna Do Now?)