Phoenix – Ti Amo

In Reviews von Eric

Wenn die Welt aus den Fugen ist, wenn die Menschheit auf den Abgrund zusteuert, wenn es die berühmten fünf Minuten vor Zwölf ist, was hilft dann? Genau, Liebe! „Ti amo! Je t’aime! ¡Te quiero!“, rufen deshalb Phoenix in ihrem Song „Ti Amo“ von ihrem gleichnamigen neuen Album. „Don’t tell me no, I’ll say ‘ti amo’ till we get along.“ Die Liebe also als Allheilmittel, und dann kommen alle gut miteinander aus? Das ist natürlich hoffnungslos naiv, aber in seiner bonbonfarbenen, Gelato-satten Sehnsucht unwiderstehlich.

Denn Phoenix sind clevere Burschen, die auf ihrer sechsten LP einen italienisch-mediterranen Sehnsuchtsort beschwören, den es nur in alten Filmen und in der Campari-Werbung gibt. Mit viel Adriano-Celentano-Augenzwinkern zitieren die Franzosen Italo-Pop und -Disco, mit federleichten Synthesizer-Arpeggios („J-Boy“), tänzelnden Gitarren, die kurz vor dem Slash-Solo in den Wohlklang zurückfinden („Ti Amo“), einer überkitschigen Kuss-am-Strand-Ballade („Fior Di Latte“) und einem „Ruf mich an“-Gruß an die verflossene Liebste („Telefono“). Nur mit den Streuseln, sprich Effekten auf seiner Stimme übertreibt es Sänger Thomas Mars hier und da. Ein bisschen weniger Filter und Modulationen hätten es auch getan.

Wie ein leckerer Eisbecher bietet „Ti Amo“ natürlich keine Lösung für irgendetwas an. Aber nach dem Genuss fühlt man sich so zuckrig-zufrieden, dass man selig jemanden umarmen möchte. Langfristig könnte allerdings Diabetes drohen.

Tracklisting

  1. J-Boy
  2. Ti Amo
  3. Tuttifrutti
  4. Fior Di Latte
  5. Lovelife
  6. Goodbye Soleil
  7. Fleur De Lys
  8. Role Model
  9. Via Veneto
  10. Telefono