Slut – Talks Of Paradise

Für ihr neues, neuntes Album hätten Slut ein paar Gitarren in der Ecke stehen lassen, wie es Frontmann Chris Neuburger in unserem Interview formuliert hat. Tatsächlich sind weniger Sechssaiter zu hören, als man von den Ingolstädtern erwarten würde, vielmehr setzt die Band viel auf alte Synthesizer als zentrales Instrument. Völlig neu ist das für das Quartett aber nicht, schon auf ihrer Durchbruchs-LP „Lookbook“ von vor 20 Jahren waren einiger Synthie-Klänge zu hören.

Sozusagen als Gegengewicht zu den elektronisch erzeugten Sounds sind ansonsten nur handgespielte Instrumente zu hören – Bass, Schlagzeug und ja, auch ein paar Gitarren. Gerade das verleiht „Talks Of Paradise“ Spannung und Drive sowie der Slut-eigenen Melancholie eine frische Facette – insofern war die bereits im vergangenen Jahr erschiene Single „For The Soul There Is No Hospital“ ein guter Vorbote.

Der alte Grundsatz, dass Slut keine schlechte LP aufnehmen können, erweist sich auch bei ihrem aktuellen Werk als selbsterfüllende Prophezeiung. Ob das ätherische „Good For All“, das sehr tanzbare, fast discoide „Penny Changes Dresses“, das sich immer weiter auftürmende „Tell Your Friends“ oder das verschachtelte, rein instrumentale „Black Sleep“ zum Abschluss – der Band sind wieder einige hervorragende Stücke gelungen. Dass sich nach gewisser Zeit dennoch aufgrund der Synthie-Lastigkeit ein gewisses Gefühl der Wiederholung einstellt, soll aber nicht verschwiegen werden.

Slut haben sich zwar sehr viel Zeit gelassen für „Talks Of Paradise“ – seit dem Vorgänger-Album „Alienation“ sind acht Jahre vergangen –, groß geschadet hat das allerdings nicht. Vielleicht hätten sie sich dieses neue bzw. andere Klangspektrum anders gar nicht erschlossen. Sie würden immer erst eine weitere Platte machen, wenn es für sie selbst interessant ist, sagte Chris Neuburger auch. Das es dadurch auch für uns als Hörer*innen interessant ist – das nennt man wohl eine Win-Win-Situation.

1. Good For All
2. For The Soul There Is No Hospital
3. Belly Call
4. Penny Changes Dresses
5. Fala
6. How Trivial We Are
7. Tell Your Friends
8. Yes No Why Later
9. The Worst Is Yet To Come
10. Vandals
11. Black Sleep