Snail Mail – Valentine

In Reviews von Eric

Auf ihrem Debütalbum war Lindsey Jordan alias Snail Mail noch im Schlabberpulli abgebildet, jetzt blickt sie uns selbstbewusst mit hohem Kragen und altrosa Blazer entgegen und erscheint dabei viel älter als 22. Dabei wirkt die Musikerin schon durch ihre reflektiert-nachdenklichen Texte und ihr wirkungsvolles Songwriting ihrem tatsächlichen Alter weit voraus. Dieser Eindruck des LP-Erstlings verstärkt sich auf dem Nachfolgewerk „Valentine“ noch.

Ihre erste Rehab hat Jordan bereits hinter sich, die sie auch in ihren Texten verarbeitet: „Post rehab I’ve been feeling so small / I miss your attention, I wish I could call“. Bei ihrem Aufenthalt in der Einrichtung entstanden – nur mit Zettel und Stift, ohne Instrument oder Aufnahmegerät – die Anfänge ihres zweiten Albums. Auf diesem erschafft sie wieder Sätze von einfacher wie bemerkenswerter Wahrheit („I can’t love for us both“) und gräbt weiter nach einem tieferen Verständnis für Herzschmerz.

Snail Mails Musik gründet immer noch auf gestrigem bis heutigem Emo-Indie von Jimmy Eat World bis Wolf Alice, wird aber nun diverser ausgestaltet. Es gibt synthielastige Songs wie „Ben Franklin“ und „Forever (Sailing)“ als auch laute Gitarrenriffs wie im Titelstück oder bei „Automate“. Auf seine Tiefe und Essenz destilliert wird das Album aber in den reduzierten Akustikgitarren-Stücken „c. et al.“, „Light Blue“ (unterstützt von Streichern) oder dem Closer „Mia“, in dem Jordan berührend von einer Liebe Abschied nimmt: „Mia, don’t cry / I love you forever / But I gotta grow up now / No I can’t keep holding onto you anymore.“

Nur wenige Songschreiberinnen zurzeit können ihren Schmerz so nachfühlbar machen und gleichzeitig ihre Zeilen so nonchalant und trocken raushauen wie Snail Mail.

Tracklisting

  1. Valentine
  2. Ben Franklin
  3. Headlock
  4. Light Blue
  5. Forever (Sailing)
  6. Madonna
  7. c. et al.
  8. Glory
  9. Automate
  10. Mia