The Chemical Brothers – No Geography

In Reviews von Eric

In den fast 30 Jahren ihres Bestehens ist es The Chemical Brothers gelungen, ihren eigenen Trademark-Sound zu schaffen, zu konservieren und dabei auch in Nuancen zu verändern. Ein Track von Tom Rowlands und Ed Simons ist mit seiner Mischung aus Poppigkeit, Frickeligkeit, Psychedelik und Vorschlaghammer heute genauso als Chemical-Brothers-Stück zu identifizieren wie 1997 mit ihrem Durchbruchsalbum „Dig Your Own Hole“. Diese Abkopplung von allgemeinen Trends ist es auch, die dem englischen Duo seine in der elektronischen Musik ungewöhnlich lange Überlebensdauer garantiert.

Ungewöhnlich an „No Geography“, der neunten TCB-Platte, ist, dass sich nicht wie sonst eine Reihe an illustren Gästen am Mikrofon versuchen darf – also diesmal kein Noel Gallagher, Richard Ashcroft oder Q-Tip. Das norwegische Popsternchen Aurora bleibt der einzige namhafte Gast. Das Duo legt seinen Fokus vielmehr auf samplelastige Club-Banger, die stark an die 1990er-Jahre erinnern. Kein Wunder, haben die Herren aus Manchester doch teilweise mit ihrem damaligen Studio-Equipment gearbeitet.

„Eve Of Destruction“ eröffnet mit apokalyptischen Vocals, als dann aber die elastische Bassline dropt, ist der Dancefloor eröffnet. Die Bassline verändert sich leicht, um in „Bango“ überzugehen, in dem etliches Percussion-Geklapper zum Einsatz kommt. „Got To Keep On“ besitzt eine ordentliche Portion Soul. „The Universe Sent Me“ ist lange Zeit relativ ruhig und lässt Aurora Platz für ihren Gesang, um dann doch noch in Rave-Synthies zu münden. „Free Yourself“ ist der perfekte Wiedergänger von „Hey Boy Hey Girl“ mit der gleichen berstenden Energie. Der Abschlusstrack „Catch Me I’m Falling“ erinnert gar an den dunklen Drama-Pop Lana Del Reys.

Mit „No Geography“ haben The Chemical Brothers ihr wahrscheinlich durchgehend tanzflächenaffinstes Album diesseits von 2000 vorgelegt. Und Leute zum ekstatischen Bewegen bringen, das können die älteren Herren noch erstaunlich gut.

Tracklisting

  1. Eve Of Destruction
  2. Bango
  3. No Geography
  4. Got To Keep On
  5. Gravity Drops
  6. The Universe Sent Me
  7. We’ve Got To Try
  8. Free Yourself
  9. MAH
  10. Catch Me I’m Falling