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Release-Datum: 05.04.24
Label: Universal
Format: Album
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Wer hätte 2004, als The Libertines nach zwei grandiosen Alben gerade implodiert waren, gedacht, dass die Band 20 Jahre später bei Album Nummer vier angekommen sein wird? Dass die beiden Co-Frontmänner Pete Doherty und Carl Barât ihre selbstzerstörerischen Dämonen im Griff haben (bei Doherty manifestiert in einem stattlichen Bauch, der Ausdruck seiner Drogenfreiheit ist)? Und dass die Hassliebe zwischen Barât und Doherty, die Ursache für jegliche Glorie und Tragik der Libertines, inzwischen eindeutig Richtung Liebe tendiert?
Manche Dinge ändern sich beim britischen Quartett allerdings nie, z.B. die typische Referenz-Jonglage. Der Titel der neuen LP mixt den englischen Titel von Remarques „Im Westen nichts Neues“ mit einer Straße im hippen Küstenort Margate, an der die Albion Rooms liegen, das Hotel/Aufnahmestudio der Libertines. Die Band beschäftigt sich auch mit sehr jetzigen Themen, etwa dem Blick eines Immigranten auf „Merry Old England“ (Spoiler: Er ist nicht rosig) oder die Klimakrise in „Be Young“. Dass das nicht anbiedernd oder gar unfreiwillig komisch wirkt, liegt an der poetischen Fahrigkeit Dohertys und der luziden Melancholie Barâts. Für die Fans der ersten Stunde gibt es aber noch genug Banger wie „Run Run Run“ und „Have A Friend“, die wie ehedem ausgestattet sind mit spitzen Gitarren, schwirrenden Doppelmelodien, dem Call-and-Response der Frontmänner und die von der Rhythmusgruppe John Hassall und Gary Powell angetrieben werden. Und als Schlussstück gibt es sogar noch eine der schönsten Balladen ever der Band.
„All Quiet…“ ist noch so stürmisch und turbulent wie zur Libertines-Glanzzeit, aber gespielt mit der Weisheit und Milde von Männern jenseits der 40. Die Legende lebt, auch wenn die Zeit vergeht.
Tracklisting
- Run Run Run
- Mustang
- Have A Friend
- Merry Old England
- Man With The Melody
- Oh Shit
- Night Of The Hunter
- Baron’s Claw
- Shiver
- Be Young
- Songs They Never Play On The Radio