U.S. Girls – In A Poem Unlimited

In Reviews von Eric

Lasst euch nicht vom lieblichen Retro-Klang dieses Albums täuschen! Unter dem Gewand süßer 60ies-Soul-Pop-Melodien verbergen sich harte Missbrauchsgeschichten.

In den Texte auf ihrem sechsten Album unter dem Namen U.S. Girls verhandelt die amerikanisch-kanadische Künstlerin Meg Remy Geschichten über Gewalt, Sexismus und Macht. Remy nimmt kein Blatt vor den Mund und klagt gesellschaftliche Missstände an. „To be brutalized means you don’t have to think and life is easy when there is only pain to compete“, heißt es etwa in „Incidential Boogie“. Oder: „You’ve been sleeping with one eye open because he always could come back, you know. And you’ve been walking these streets unguarded waiting for any man to explode“ in „Velvet 4 Sale“.

Den berechtigten weiblichen Furor, der etwa in den #metoo-Bewegung Ausdruck findet, wandelt Remy in ein modernes Protestalbum, dessen Aussage im Kontrast zum Retro-Sound noch verstärkt wird. Dadurch wird fühlbar, dass das meiste Unrecht, das Frauen geschieht, eben oft nicht sichtbar ist, sondern unter einer Decke aus Ignoranz, Männlichkeitsdominanz und „Stell dich nicht so an“-Sprüchen verborgen bleibt.

Die schon angesprochene Soul-Pop-Grundierung wird in den Songs angereichert mit Electronica, Funk, Disco und jazzigen Passagen. Blondie und Bowie schimmern auch immer wieder durch, etwa in den Anti-Kriegs-Hymne „M.A.H.“, was für „Mad As Hell“ steht. Die Songs von U.S. Girls haben viel Groove und viel Seele, und legen den Finger trotzdem schmerzhaft in die Wunde.

Tracklisting

  1. Velvet 4 Sale
  2. Rage Of Plastics
  3. M.A.H.
  4. Why Do I Lose My Voice When I Have Something To Say
  5. Rosebud
  6. Incidental Boogie
  7. L-Over
  8. Pearly Gates
  9. Poem
  10. Traviata
  11. Time