Warpaint – Radiate Like This

In Reviews von Eric

Viel hat nicht gefehlt, und es hätte kein neues Warpaint-Album gegeben. Die Prioritäten des Quartetts aus Los Angeles verschoben sich in den sechs Jahren seit dem letzten Album „Heads Up“ Richtung Babys, Jobs, (Solo-)Projekte sowie interkontinentale und landesweite Umzüge. Doch letztlich besannen sich Emily Kokal, Jenny Lee Lindberg, Stella Mozgawa und Theresa Wayman darauf, dass sie nur zusammen so harmonieren und spielen können, wie sie es seit jetzt 17 Jahren tun.

Obwohl der Entstehungsprozess unter der Corona-Pandemie litt – mitten im Aufnahmeprozess mussten die Musikerinnen dazu übergehen, räumlich getrennt ihre Parts separat aufzunehmen –, liefern Warpaint einmal mehr eine betörende Sammlung opaker Shoegaze-Post-Punk-Songs. Dabei klingen sie besonders warm Stücken, die sich viel um gegenseitige Anerkennung und die Erkenntnis der gemeinsamen Power drehen.

Die Songs sind stark auf eine intensive Stimmung konzentriert und spielen mit Psychedelia-Anklängen. „Champion“ liefert einen entspannten Einstieg zum Sonnenuntergang-Gucken, danach wird das Klangnetz dichter gewebt. Im folgenden „Hips“ werden die nebligen Gitarren mit elektronischen Synthie-Motiven versetzt. „Stevie“ ist ein wunderschönes, fast schon cheesy Liebeslied, das auf träumerische Gitarren-Arpeggios setzt. Bei „Altar“ wiederum übernehmen die polyrhythmischen Drums die Hauptrolle, bevor „Send Nudes“ den reduzierten Rausschmeißer gibt. Allen Songs gemein ist, dass der Gesang, der mal ein- und mal mehrstimmig ist, so ausgewogen und harmonisch klingt wie nie zuvor.

Dass die Kalifornierinnen pandemiebedingt länger an ihren Songs tüfteln konnten und nicht mehr Jam-Sessions als Basis der Songs dienten, nutzte die Band dazu, sich hauptsächlich auf Balladen im Mid- bis Downtempo zu konzentrieren, die das Berührende der Warpaint-DNA noch einmal besonders herausstellen, auch wenn sich nicht jedes Stück sofort offenbart. Ein Album zum Staunen, Sehnen und Schwärmen.

Tracklisting

  1. Champion
  2. Hips
  3. Hard To Tell You
  4. Stevie
  5. Like Sweetness
  6. Trouble
  7. Proof
  8. Altar
  9. Melting
  10. Send Nudes